Reise 2021

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Montag, 9. August 2021
eine Oase in der Wüste

Dienstag, 10. August 2021
Zwischenstopp: Mond

Montag, 9. August 2021

eine Oase in der Wüste

  • Wetter

    Temperatur 17 - 21°C ● gering bewölkt, kein Regen ● mäßiger Wind

  • Wegstrecke

    Auto: 250 km / zu Fuß: 7 km

Vulkan - Tagebuch

Am Morgen im Hotel habe ich mich zunächst mit der Vulkanbesichtigung beschäftigt. Noch einmal habe ich alle Firmen gesucht, die Flüge dorthin anbieten. Es gab aber nur drei Anbieter, die von Reykjavík aus flogen. Bei allen gab es keine Termine: '...wir sind langfristig ausgebucht. Sie können eine Anfrage schicken.'

Doch dann entdeckte ich eine Firma, die mit einem kleinen Flugzeug fliegt (ich hatte ja immer Helikopter als Suchbegriff mit eingegeben). Und dort konnte ich für Mittwoch 12:00 Uhr tatsächlich einen Flug buchen.

Hurra, ich hatte einen Flug zum Vulkan!

Doch es sollte anders kommen...

Ich hatte mir für meine Reise 2021 ein paar konkrete Ziele gesetzt. Eines dieser Ziele war Gjáin, eine Schlucht mit zahlreichen Wasserfällen. Ich schaute, was ich noch so in der Nähe bzw. auf dem Weg dorthin besuchen könnte. Den Wasserfall Faxi hatte ich 2019 verfehlt, nun wollte ich den Besuch nachholen.

Ich machte mich also auf den Weg, zunächst Richtung Selfoss. Hier wird weiter am vierspurigen Ausbau der Ringstraße gearbeitet. Das wird wohl bis zum Abzweig der Straße 35 in den Golden Circle gehen. Danach stehen die Ortslage und vor allem die Ölfusárbrú dem Ausbau im Wege. Auch auf den ersten Kilometern der Straße 35 wurde gebaut. Der Asphalt war abgeschliffen, man konnte aber über den Schotter fahren. Mit dieser Baustelle sollte ich es am nächsten Tag nochmals zu tun bekommen.

Faxi

Der Faxi, auch Faxafoss oder Vatnsleysufoss genannt, liegt zwischen Skálholt und dem Haukadalur (mit dem Geysir) ganz nahe an der Straße 35. Es gibt einen großen, aber gebühren­pflichtigen Parkplatz. Von dort hat man einen sehr schönen Blick auf Wasserfall und Umgebung.

Faxi liegt am Fluss Tungufljót, das Wasser fällt nur um 7 Meter, aber auf einer beachtlichen Breite in die Tiefe. Im Fluss gibt es wohl auch Lachse, zumindest deutet darauf die neben dem Wasserfall befindliche Lachstreppe hin. Fische gibt es auf jeden Fall, während meiner Anwesenheit machten sich Angler ans Werk.

Ein sehr gut ausgebauter Holzbohlenweg führt über mehrere Aussichtsplattformen nach unten. Auch ein Café gibt es, welches aber geschlossen war. Ganz unten angekommen bin ich noch ein kleines Stück am Ufer entlanggelaufen. Steht man direkt neben dem Wasserfall an der Lachstreppe, wird man durch die Gischt ziemlich nass.

Ich habe mich am Faxi eine ganze Weile aufgehalten, es war schön und dazu gab es perfektes, fast zu warmes Wetter. Aber irgendwann musste ich dann doch weiter. Es ging über die Straßen 35 und 359 Richtung Flúðir. Eigentlich wollte ich hier in der Nähe Hrunalaug, eine kleine und sehr alte Badequelle (mit 38°C) aufsuchen.

Leider wurde auch die Straße 344 neu gebaut, auf den erforderlichen Umweg hatte ich keine Lust. Inzwischen habe ich auch gelesen, dass die Quelle wohl geschlossen ist, weil irgendwelche Idioten (Entschuldigung, aber etwas andres fällt mir dazu nicht ein) dort ständig ihren Müll hinterlassen haben.

So ging es weiter über die Straße 30 zur Straße 32, die dann Richtung Hochland führt. An der N1-Tankstelle Árnes legte ich noch eine P-Pause ein und gönnte mir im strahlenden Sonnenschein ein Eis.

Die Straße 32 führt landschaftlich sehr schön in der Nähe der Þjórsá und mit ständigem Blick zur Hekla Richtung Hochland.

Kurz nach dem Abzweig zum Hjálparfoss biegt dann links die Straße 327 ab. Das ist eine Schotterpiste, die aber bis zur Ausgrabungsstätte Stöng von normalen PKW zu befahren ist. Sie wurde seit 2016 durchgearbeitet und ist jetzt besser befahrbar.

Unterwegs hat man einen herrlichen Blick auf die Landschaft mit ihren farbenfrohen Bergen.

Hinter Stöng stehen dann Schilder, dass die Weiterfahrt nur mit Allrad erlaubt ist. Das hätte man sich auch sparen können, denn das, was da vor mir lag erinnerte eher an ein steiniges Flussbett ohne Wasser. Nach dem Anstieg auf das Hochplateau wurde die Straße dann etwas – aber wirklich nur etwas – besser.

Das Tal der Wasserfälle

Etwa anderthalb Kilometer hinter Stöng geht es dann zum Parkplatz von Gjáin. Dieser ist angebunden wie auf einer Autobahn, mit Abfahrten von beiden Richtungen und einer großen Schleife am Parkplatz. Alle Wege führen nach Gjáin!

Das isländische Wort Gjá steht übrigens für Schlucht oder Spalte (siehe auch Almannagjá im Þingvellir).

Die Zufahrt und auch der Parkplatz liegen in einer unwirtlichen, trockenen und staubigen Steinwüste, nur Lava und ein paar Moose und Flechten. Man steigt aus dem Auto, geht zur Kante der Schlucht und …

…man steht vor einer grünen Oase inmitten der Wüste. Der Anblick verschlug mir die Sprache, obwohl ich ja vorbereitet war und wusste, was auf mich zukommt. Aber allein schon der Kontrast zur Umgebung, einfach beeindruckend.

Ein sattgrünes Tal mit zahlreichen Wasserläufen und vielen kleinen und größeren Wasserfällen. Und jeder ist anders. Einfach einmal oben den Schieber nach oben bewegen!

Hauptzufluss ist die Rauða, die über den Gjárfoss hier 16 Meter in die Tiefe fällt (ganz hinten links der Mitte). Bis dahin ist es ein ganzes Stück, der Weg führt im Zickzack über Landzungen, Brücken oder einfach nur Steine im Wasser bis ganz nach hinten zum Gjárfoss. Doch zunächst muss man nach unten kraxeln. Es wurde hier zwar einmal eine Treppe angelegt, aber die Stufen haben inzwischen eine Neigung von etwa 45° angenommen, so dass man besser daneben läuft.

Man kommt auf dem Weg fast an jeder Stelle vorbei. Manchmal muss man den richtigen Weg auch etwas suchen. Auf jede Landzunge führt ein Pfad. Aber Vorsicht, es ist teilweise etwas glitschig und man sollte besser nicht abstürzen. Eher hier Hilfe kommt, dürfte es etwas dauern.

Die folgende Karte gibt einen Überblick über das Tal und zumindest einen großen Teil der Wege. Es sind aber nicht alle Brücken und Über­querungs­möglich­keiten eingezeichnet.

Gjáin liegt wie bereits erwähnt am südlichen Ende des Hochlandes und ist über die Straße 327 erreichbar. Diese verläuft auf knapp 10 Kilometern parallel zur Straße 32. Ich konnte also der Straße 327 weiter folgen. Diese mündet dann in die Straße 332, die zum Háifoss führt. Ich fuhr aber zurück auf die Straße 32.

Da ich nicht die gleiche Strecke zurückfahren wollte, sondern noch kleine Ziele in der Gegend im Auge hatte, folgte ich der Straße 32 weiter Richtung Hochland. Vorbei am Wasserkraftwerk Sultartangavirkjun fuhr ich bis zur Einmündung der Straße 26. Die beiden vereinigten Straßen werden hier zur F26 (Sprengisandsleið), der berühmten Hochlandüberquerung über den Sprengisandur. Wenn man dieser knapp 250 Kilometer folgt, kommt man zum Goðafoss im Norden von Island.

Aber da wollte ich – zumindest dieses mal – nicht hin. Ich bin in die Straße 26 Richtung Süden eingebogen. Diese führt etwa 60 Kilometer in südwestlicher Richtung, um in der Nähe von Hella die Ringstraße zu erreichen.

Am Fuße der Hekla

Die Straße 26 verläuft auf den ersten knapp 20 Kilometern immer in der Nähe der Þjórsá. Auf der linken Seite immer im Blick ist der mächtige Vulkan Hekla. Die ersten 10 Kilometer verlaufen schnurgerade und es begegnete mir kein einziges Fahrzeug.

Erst noch ein paar Kilometer weiter standen am Ende einer Stichstraße zwei Fahrzeuge. Inmitten des Nirgendwo ist auch hier eine kleine Oase. Hier vereinigen sich zwei kleine Flüsse (Ytri-Rangá) zum Fluss Rangá. Der Ort nennt sich Fossabrekkur oder Rangárbotnar. Der Wasserfall ist auf den Bildern hinter den Büschen kaum zu erkennen.

Wenn man sich die Bergwand dahinter anschaut, muss es aber kaum verwundern, dass die Menschen an solchen Stellen manchmal Trolle oder auch nur deren Gesichter zu erkennen glauben.

Nach diesem Zufallsfund wollte ich nun zum Wasserfall Tröllkonuhlaup. Dieser liegt an der Þjórsá, ist zwar nur 2 Meter hoch, dafür aber 150 Meter breit.

Eigentlich…

Denn der Fluss war – leer!

Nur ein kleines Rinnsal lief durch das breite Flussbett. Der direkte Weg zum Ufer war übrigens mit einem Elektrozaun abgesperrt. Warum? Keine Ahnung. Ins Wasser hätte man jedenfalls nicht stürzen können.

Inzwischen habe ich mich belesen. Das Wasser der Þjórsá wird weiter oberhalb in den künstlichen See Bjarnalón geleitet. Von da aus fließt es durch einen 1,5 Kilometer langen Falltunnel zum 115 Meter tiefer gelegenen Búrfellsvirkjun (Búrfell-Kraftwerk). Hier treibt es die Turbinen an, fließt dann in die Fossá í Þjórsárdal und diese wiederum zurück in die Þjórsá.

Das Kraftwerk mit 270 Megawatt Leistung versorgt übrigens hauptsächlich das Aluminiumwerk in Straumsvík, das etwa 100 Kilometer weiter westlich bei Hafnarfjörður liegt.

Nun hoffte ich, am Þjófafoss mehr Glück zu haben. Dorthin folgt man knapp 4 Kilometer einer nach rechts abzweigenden Straße, die immer an der Þjórsá entlangführt. Hier hatte ich deutlich mehr Glück. Es war zwar auch hier nicht viel Wasser da, aber für den Wasserfall reichte es. Dieser ist 12 Meter hoch.

Was vielleicht auch noch erwähnenswert ist: auf dieser Strecke über die Straße 26, weitab jeder menschlicher Behausung, gab es die gesamte Zeit besten Mobilfunkempfang. Auch das ist Island.

Ich hatte nun meine Tagesplanung abgearbeitet und machte mich auf den Rückweg zum Hotel.

Dienstag, 10. August 2021

Zwischenstopp: Mond

  • Wetter

    Temperatur 17 - 22°C ● bedeckt, kein Regen ● mäßiger Wind

  • Wegstrecke

    Auto: 432 km / zu Fuß: 8 km

Für den dritten Tag meiner Reise 2021 hatte ich mir mehrere kleine und ein großes Ziel gesetzt. Es würden auch einige Kilometer zusammenkommen. Das es noch ein paar mehr werden würden, ergab sich erst am Ende.

Energiequelle

Zuerst wollte ich ins Nesjavellir, dort gibt es ein großes geothermales Kraftwerk. Also ging es zunächst über die Ringstraße in Richtung Reykjavík, dann bog ich nach rechts in die Straße 431 ein, die etwas später als Straße 435 Richtung Þingvallavatn führt.

Die Straße führt zunächst relativ flach nach Westen, bevor sie dann auf die Ausläufer des Vulkans Hengill (803 Meter) trifft. Neben der Straße läuft auf einem großen Teil der Strecke die Heißwasserleitung Richtung Reykjavík (siehe Foto). Das Wasser kommt dann mit ca. 85°C im dortigen Wasserspeicher im Perlan an.

Das Vulkansystem Hengill ist geothermal äußerst aktiv und versorgt auch zwei große Kraftwerke. Und eines davon ist das Nesjavallavirkjun, mein erstes Ziel. Wenn man den Gebirgszug auf zahlreichen Serpentinen überquert hat, kündigt sich das Geothermalgebiet mit zahlreichen Dampfsäulen an. Am Hang oberhalb des Kraftwerkes gibt es Aussichtspunkte mit Informationstafeln.

Die zahlreichen Dampfsäulen sehen nicht nur beeindruckend aus, ebenso beeindruckend ist die Geräuschkulisse. Man spürt förmlich, mit welch immensem Druck das Wasser auf der Tiefe kommt.

Das 1990 in der ersten Ausbaustufe in Betrieb genommene Kraftwerk erzeugt zur Zeit 120 Megawatt elektrische Energie und 300 Megawatt thermische Energie in Form von Heißwasser, das entspricht 1.800 Litern pro Sekunde.

Nachdem ich mir das Ganze von oben angesehen hatte, bin ich auch noch nach unten in das Tal gefahren. Hier befindet sich neben dem Kraftwerk noch das futuristisch anmutende, zum Teil auf Stelzen stehende ION Adventure Hotel.

Dann ging es weiter auf der Straße 360 Richtung Norden. Die Straße führt zum Teil direkt am Ufer des Þingvallavatn entlang. Davon war aber absolut nichts zu sehen. Undurchdringlicher Nebel lag über dem gesamten See, darüber war schönstes Wetter.

Ich wollte aber (noch) nicht zum See und fuhr über ein kurzes Stück der Straße 36 (Þingvallavegur), die die Region Reykjavík mit Þingvellir verbindet. Dann bog ich auf die Straße 48, die Kjósaskarðvegur, in Richtung Norden ab.

Während mir auf der Straße 36 viele Fahrzeuge begegneten, die wohl alle nach Þingvellir unterwegs waren, war auf der Straße 48 absolut nichts los. Sie ist eine Querverbindung abseits der Touristenrouten.

Sie hat aber einen schönen Wasserfall zu bieten, der direkt an der Straße liegt. Der Þórufoss liegt im Laufe des Flusses Laxá í Kjós etwa anderthalb Kilometer unterhalb des Sees Stíflisdalsvatn. Das Wasser fällt hier 12 Meter in die Tiefe.

Die Straße 48 folgt dann immer weiter der Laxá í Kjós, die dann nach knapp 25 km in der Bucht Laxárvogur in den Hvalfjörður mündet. Dieser große Fjord war mein nächstes Etappenziel.

Oben ist’s schöner als unten

Den Hvalfjörður hatte ich bereits 2016 kennen gelernt, allerdings fast nur von unten. Die Ringstraße führt hier am Ausgang des Fjordes durch Islands einzigen Unterseetunnel Hvalfjarðargöng an die andere Seite. Der knapp 6 Kilometer lange Tunnel verkürzt die Strecke enorm und ersetzt den 61 Kilometer langen Weg über die Straße 47, die Hvalfjarðarvegur, die den Fjord komplett ausfährt.

Ich hatte nun aber gehört, dass diese Strecke landschaftlich sehr schön sei und wollte deshalb einmal (fast) um den Fjord fahren. Gleich an der Mündung der Laxá í Kjós gab es einen kleinen Wasserfall. Nur wenige Kilometer weiter kam mit dem Fossarétt gleich der Nächste. Besonders die Südstrecke in den Fjord hinein fand ich mit dem Blick auf die Berge wunderschön.

Dann sollte es Richtung Borgarnes gehen. Da ich die Strecke über die Ringstraße schon kenne, bin ich über die Straße 520 gefahren. Diese Straße, die die Halbinsel durchquert, ist eine gut ausgebaute Schotterstraße und führt an mehreren Seen entlang in Richtung des Borgarfjörður. Über die Straßen 508 und 50 habe ich dann die Ringstraße unmittelbar vor der Borgarfjörður-Brücke erreicht.

Nach Borgarnes bin ich gefahren, weil ich

  • tanken wollte
  • Durst hatte
  • auf die andere Seite des Flusses wollte (dazu gleich mehr)

An der N1-Tankstelle habe ich also kurz Mittagspause gemacht.

Alt und schmal

Ich habe Borgarnes über die Ringstraße in Richtung Norden verlassen. Nach wenigen Kilometern bin ich rechts in die Straße 510 abgebogen. Mein Ziel war die alte Hvítárbrú, also die Brücke über die Hvítá.

Ich war bei meinen Recherchen zum Artikel über die Ringstraße darauf gestoßen, dass bis in die 1980er-Jahre der gesamte Verkehr der Ringstraße zwischen Reykjavík und Akureyri über eine alte und schmale Brücke einige Kilometer nördlich von Borgarnes lief. Borgarnes lag damals also etwas abseits der Ringstraße.

Erst mit dem Bau und der Eröffnung der Borgarfjörður-Brücke im Jahr 1981 führte die Ringstraße direkt über Borgarnes. Die alte Hvítárbrú liegt nun im Verlauf der Straße 510. Die Stahlbetonbrücke war 1928 eröffnet worden. Sie ist 106 Meter lang und nur 3 Meter breit. Wenn man heute darüber fährt, kann man sich kaum vorstellen, dass einst der gesamte Verkehr der Ringstraße über diese schmale Brücke lief.

Von der Straße 510 ging es dann auf die Straße 50.

Über die Straßen 50 und 518 führte mein Weg nun in Richtung Húsafell. Die vielen Sehenswürdigkeiten an dieser Strecke (u.a. Deildartunguhver, Reykholt, Hraunfossar) hatten wir bereits 2016 aufgesucht. Mein Ziel war dieses mal etwas anderes: die Straße 550.

Im kalten Tal

Die Straße 550, die Kaldadalsvegur, ist die kürzeste Hochlandstrecke in Island. Sie durchquert das Kaldidalur (Kaltes Tal). Sie hat keine Furten und wird sie daher auch oft als ‚Hochland für Anfänger‘ bezeichnet. Sie ist mit normalen PKW befahrbar (keine F-Straße), aber bei Mietwagen nur mit 4×4. Ob das mit dem normalen PKW Sinn macht, möchte ich bezweifeln, es gab zum Beispiel einige sehr steile Abschnitte, die mit dem Schotter dann sehr rutschig waren.

Ich bin von der Straße 518 rechts in die Kaldadalsvegur abgebogen (auf ca. 200 Metern Höhe). Die Straße folgt zunächst dem Lauf der Geitá. Nach einigen Kilometern steigt sie dann stärker an und erreicht die westlichen Ausläufer des Gletschers Langjökull. Rechts der Straße bleibt immer der Vulkan Ok (1.198 Meter) im Blickfeld, der seit 2014 offiziell keinen Gletscher mehr trägt.

Die Landschaft wird immer karger und zur Steinwüste. Als ich erste Bilder in die Heimat geschickt hatte, kam postwendend die Reaktion: ‚Wie auf dem Mond‘. Ich antwortete ‚Wenn nicht die Gletscher wären‘. Auf der linken Seite wird der Langjökull vom Þórisjökull (1.350 Meter) abgelöst. Die Straße erreicht hier mit knapp 730 Metern ihren höchsten Punkt (unten die Bilder mit der Touristengruppe). Bis zum südlichen Ende, wo die Straße 550 auf die Straße 52 trifft, fällt sie wieder auf etwa 350 Meter Höhe ab.

Die Strecke war gut befahrbar, ich bin im Schnitt 70 km/h gefahren – wenn ich nicht gerade stand und begeistert in die Gegend geschaut habe. Als sich einmal von hinten eine Staubwolke näherte, bin ich schnell rechts ran gefahren und wurde von der Gruppe in den Hochlandfahrzeugen in rasantem Tempo passiert. Irgendwie wirkt mein Auto auf dem Foto unten irgendwie klein…

Das Kaldidalur (kaltes Tal) ist ein Tal im westlichen Teil des isländischen Hochlands. Es befindet sich zwischen dem Gletscher Þórisjökull und dem Vulkan Ok. Der höchste Punkt liegt auf 727 Metern Höhe. 

Auf der Kaldadalsvegur kann man das Kaldidalur durchqueren. Die heutige Länge beträgt 40 Kilometer, bis Ende 2019 waren es noch 63 Kilometer. Der südliche Teil ab der Straße 36 (Þingvallavegur) wurde aber asphaltiert und zur Straße 52 (Uxahryggjavegur) umgewidmet. Im Norden mündet die Straße 550 in die Straße 518 (Richtung Westen / Húsafell) bzw. 523.

Die Eröffnung nach der Wintersaison erfolgt im Schnitt am 16. Juni. Bis vor einigen Jahren war die Kaldadalsvegur noch eine F-Straße (F550).

Die Hochlanddurchquerung war auf jeden Fall eine interessante Erfahrung und hat bei mir Lust auf mehr davon geweckt…

Und weil’s so schön ist…

Über die Straße 52 errichte ich wieder das Gebiet des Þingvellir. Direkt an der Einmündung in die Straße 36 liegt das Upplýsingamiðstöðin Þingvöllum (Tourist Information Centre), wo ich eine Kaffeepause einlegte.

Da ich noch genug Zeit hatte, bin ich zum unteren Parkplatz am Þingvellir gefahren. Ich war bisher nämlich noch nie im unteren Bereich an der Kirche gewesen. Das wollte ich nun noch nachholen. Die Þingvallakirkja war eine der ersten Kirchen in Island. Die erste wurde im 11. Jahrhundert geweiht, das heutige Holzgebäude stammt aus dem Jahr 1859. Im Inneren befinden sich mehrere Glocken aus den früheren Kirchen, eine Holzkanzel aus dem 17. Jahrhundert und ein bemaltes Altarbild von 1834. Bei meinem Besuch war die Kirche aber verschlossen.

Direkt neben der Kirche befindet sich Þingvallabær, das Fünfgiebelhaus. Es wurde 1930 zum 1000-jährigen Jubiläum der Alþing erbaut. Es wird unter anderem als Sommerhaus des Premierministers genutzt.

Da die Straße 361 am See Þingvallavatn entlang gesperrt war, musste ich wieder auf die Straße 36 zurück. Hier wurde in den letzten Jahren ein Aussichtspunkt an der Abbruchkante der eurasischen Platte errichtet, von der aus man herüber zur amerikanischen Platte schauen kann.

Dann wollte ich über die Straßen 36 und 35 nach Sellfoss zum Einkaufen. Aber die Straße 35 war gesperrt (einen Tag vorher konnte ich ja noch durch die Baustelle fahren). Die empfohlenen Umleitungen führten über die Straßen 35, 31 (Skálholt), 30 und 1 oder über die Straßen 360, 431 und 1. Der erste Umweg ist 65 Kilometer lang, die zweite Variante sogar 85 Kilometer. So ist das nun einmal in einem dünn besiedelten Land.

Aber während ich mich zuhause barbarisch aufgeregt hätte, nahm ich die Situation völlig gelassen und bin hinter Bussen und Radfahrergruppen gemütlich durch die schöne Landschaft gefahren. Es ist schon erstaunlich, was dieses Land mit einem macht, alles ist so super entspannt…

Nach dem Auffüllen meiner Vorräte in Sellfoss bin ich dann wieder zu meinem Hotel gefahren. Ein ereignisreicher Tag mit fast 11 Stunden und 432 Kilometern lag hinter mir, der längste meiner Reise 2021.

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