Reise 2023

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Freitag, 30. Juni 2023
Am Rande des Hochlands

Samstag, 1. Juli 2023
Der Buckelwal

Freitag, 30. Juni 2023

Am Rande des Hochlands

  • Wetter

    Temperatur 8-11°C ● bewölkt, kurze, aber zum Teil sehr kräftige Regenschauer ● mittlerer Wind

  • Wegstrecke

    Auto: 215 km / zu Fuß: 5 km

Es regnete und es war trübes Wetter. So hatte ich mir meine Reise 2023 nicht ganz vorgestellt. Aber ich wollte ja ein Stück ins Hochland und hoffte, dass das Wetter da  besser wäre. Ich wollte an deren nördlichen Ende auf die berühmte Hochlandpiste Sprengisandsleið (Straße F26) fahren, die südlich des Goðafoss beginnt.

Diese Strecke ist die östlichste und längste der drei in Nord-Süd-Richtung durch das isländische Hochland verlaufenden Straßenverbindungen. Weiterhin zählen dazu die Kaldidalur– und die Kjölur-Route. Der Name stammt von dem durchquerten Sprengisandur, deshalb wird die Straße oft auch selbst Sprengisandur genannt.

Highlander

Direkt vom Goðafoss aus zweigen zwei Straßen in Richtung Hochland ab, die im Tal Bárðardalur nach Süden führen, auf jeder Seite des Flusses Skjálfandafljót eine. Auf dem Hinweg nahm ich die östliche Straße 844. Bei beiden Straßen handelt es sich um nicht asphaltierte Schotterstraßen, die aber gut befahrbar sind. Allerdings können sie bei regnerischen Wetter etwas rutschig sein.

Die Straße 844 führt 22 Kilometer immer am Fluss entlang nach Süden. Am Weg gibt es nur wenige Farmen, die mit steigender Entfernung auch immer weniger werden. Dann kommt eine Abzweigung und die Straße 844 führt nach rechts über eine einspurige Brücke über den Skjálfandafljót. Hier mündet sie in die Straße 842, die auf der anderen Seite des Flusses hierher führt. Würde man nicht die Brücke nehmen, sondern geradeaus weiter fahren, käme man auf die Straße 843, dir noch 22 Kilometer weiter zum See Svartárvatn und dem dort gelegenen Hof Svartárkot führt.

Ich folgte weiter der Straße 842, die nach 12 Kilometern dann zur F26 wird, der Sprengisandsleið. Wie man an der F-Bezeichnung erkennen kann, handelt es sich um eine Piste, die nur mit hochlandtauglichen Allrad-Fahrzeugen befahren werden darf.

Nach reichlich zwei Kilometern kommt man dann am letzten Hof vorbei. Dort muss man ein Tor passieren, dieses öffnen und hinter sich wieder schließen. Kurz darauf folgt ein zweites solches Tor. Damit wird ein Weglaufen der Schafe verhindert und vermutlich kann die Straße so im Winter auch relativ einfach gesperrt werden. Die Sprengisandsleið wird meist erst Mitte bis Ende Juni geöffnet.

Im weiteren Verlauf steigt die Piste nun merklich an. Unterwegs wird man mit Informationstafeln auf dem Laufenden gehalten. Nach dem Passieren ausgedehnter Lupinenfelder zweigt dann links eine kurze Straße zu einem Parkplatz ab (mit Toilette, das hatte ich hier nicht erwartet).

Von hier geht es nun zu Fuss weiter. Luftlinie sind es vielleicht 200 bis 300 Meter, aber es geht Zick-Zack und recht steil bergab. Unterwegs hat man bereits eine schönen Blick auf den unteren Flussverlauf und die teilweise bizarren Basaltformationen.

Schließlich erreicht man ein Plateau, welches direkt gegenüber dem Aldeyjarfoss liegt. Der Skjálfandafljót stürzt hier etwa 20 Meter in die Tiefe. Von mehreren Felszungen hat man einen fantastischen Blick auf den Wasserfall und das Becken, in welches er stürzt. Gerade dieses Becken, welches von Basaltformationen umgeben ist, macht diesen Wasserfall so attraktiv, denn das Wasser breitet sich nach dem Fall hier fast kreisförmig aus. Die weißen Schaumkronen bilden einen herrlichen Kontrast zu dem dunklen Gestein.

So habe ich hier eine ganze Weile mit Fotografieren verbracht. Anschließend kraxelte ich wieder hinauf zum Parkplatz. Ich war hier auch nicht allein, aber mehr als zwei Autos gleichzeitig waren auch nicht da.

Aldeyjarfoss

Ich drehte nun aber nicht wie alle anderen um. Fährt man nämlich nur knapp vier Kilometer weiter, kommt man zum nächsten Wasserfall, dem Hrafnabjargafoss. Auch hier gab es einen ausgeschilderten Abzweig. Was danach kam, war Rätselraten. Was ist denn nun hier der Weg? Es ging im langsamen Vortasten über Stock und Stein. Also weniger Stock, dafür aber umso mehr Stein. Ohne den Duster, der relativ hoch liegt, wäre ich hier definitiv nicht weitergefahren.

Nach einigen hundert Metern waren dann wieder Fahrspuren zu erkennen und schnell war ich am Ziel. Der Hrafnabjargafoss (Rabenfelsenfall) ist nicht sehr hoch (nur 5 Meter), aber mit 270 Metern sehr breit mit einer großen Insel in der Mitte und vielen Stromschnellen.

Nun ging es wieder zurück. Seit dem Aldeyjarfoss war ich nicht einer Menschenseele begegnet. Ein echter Geheimtipp also.

Für den Rückweg blieb ich auf der Straße 842. Unterwegs begann es dann  zu regnen und die Piste wurde etwas schmierig. Am Goðafoss machte ich Rast und traute meinen Augen nicht. Ich war mit einem weißen Auto losgefahren und mit einem braunen kam ich zurück. Ich konnte nicht mal unbeschadet die Türen auf und zu machen, so dreckig war es. Nicht mal der Regen bekam das weg.

Also bin ich in Laugar zur nächsten Tankstelle gefahren und habe das Auto erst mal gewaschen. Danach war es wieder sauber, dafür meine Hose nass und dreckig. Naja, man kann nicht alles haben. Ich habe dann am Abend im Quartier gleich Abbas Wäscheservice genutzt.

Ich fuhr dann weiter Richtung Mývatn. Es goss in Strömen. An den Straßenrändern bildeten sich Seen, die einem fast das Auto wegrissen, die Sicht war nicht besser als bei Nebel. So habe ich an einen kleinen Parkplatz erst mal das schlimmste abgewartet. Ein paar Minuten später schien die Sonne.

Ich bin dann weiter über die Ringstraße um den Mývatn gefahren, also die nördliche Umfahrung. Unterwegs sind noch ein paar Fotos entstanden.

Hinter Reykjahlíð folgte ich weiter der Ringstraße und bog nach Passieren des Námaskarð links in die Straße 843 Richtung Krafla ab. Krafla ist ein großes Vulkansystem und auch heute immer noch sehr aktiv.

Kurz vor dem Abzweig passiert man das Hochtemperaturgebiet Hverir (Hverarönd), welches ich bereits 2016 besucht habe. Damals gab es hier einen kostenlosen Parkplatz. Jetzt stehen an der Zufahrt Kameras und man muss für das Parken bezahlen.

Die Dusche im Nirgendwo

Das erste Ziel am Weg war eine Dusche.

???

Ja, tatsächlich steht am Rande der Straße auf einer großen Freifläche eine einsame Dusche. Hier kommt ständig warmes Wasser (zwischen 30°C und 40°C) heraus. Entstanden ist das Ganze aus einem alten geothermalen Bohrloch. Früher stand hier eine ‚richtige‘ Dusche (mit dünnen Rohr und Brausekopf. Daneben standen einmal ein Toilettenbecken und auch ein Waschbecken. Nun ist es ein recht massives Metallrohr.

Als ich kam, musste ich erst mal eine Weile abwarten, um ein Foto schießen zu können. Es wurde nämlich gerade geduscht. Für Reisende im Camper-Van ist das natürlich eine prima Gelegenheit. Dann wurden auch noch die Schuhe abgewaschen, bis ich dann endlich mal freie Bahn hatte.

Strom aus der Erde

Nicht weit davon entfernt kommt man in ein Gebiet mit einigen Gebäuden, mysteriösen Kuppeln, vielen Rohren und aufsteigendem Dampf. Dies ist das Krafla-Kraftwerk (Kröflustöð), das beim Bau erste Geothermiekraftwerk zur Stromerzeugung in Island. 

Die Arbeiten für den Bau des Kraftwerks Kröflustöð begannen im Jahr 1974 mit ersten Probebohrungen. Im Sommer 1975 begann auch der Bau des Kraftwerks und einer Stromleitung nach Akureyri. Das Kraftwerks wurde für zwei Turbinen mit einer Leistung von je 30MW ausgelegt.  Der Bau des Kraftwerks wurde von der isländischen Regierung in Auftrag gegeben und durchgeführt. Seit 1985 ist die halbstaatliche Firma Landsvirkjun für den Betrieb verantwortlich.

Die erste de beiden Turbinen wurde 1977 installiert, aufgrund von Dampfmangel konnte aber erst ab Anfang 1978 Strom produziert werden. Das Kraftwerk wurde dann jahrelang nur mit einer Turbine betrieben und erst 1999 erreichte es die ursprünglich geplante Kapazität von 60 MW. Grund für die Verzögerungen war die hohe seismische Aktivität im Gebiet der Krafla, wodurch immer wieder Bohrlöchern zerstört wurden. Zudem gab es zwischen 1975 und 1984 eine Reihe von Vulkanausbrüchen in unmittelbarer Nähe.

29 Bohrlöcher, von denen das tiefste 2.222 Meter misst, liefern bis zu 110 kg Dampf pro Sekunde mit bis zu 7,7 Bar. Außerdem entweichen große Mengen Kohlendioxid und Schwefelwasserstoff.

Bis 1990 war das Krafla-Kraftwerk das größte seiner Art in Island.

Hinter dem Kraftwerk beginnt eine recht starke Steigung, die im Winter oft verschneit bzw. vereist ist. Die Straße führt zu drei Zielen:

  • Zuerst zweigt links der Parkplatz zum Leirhnjúkur ab. Der Leirhnjúkur ist ein aktiver Vulkan und Teil des Vulkansystems der Krafla. Der Berg ist 592 m hoch und Teil der Caldera der Krafla.
    Eigentlich steht der Rundkurs auch auf meinem Programm. Doch wegen es immer drohenden Regens habe ich dieses Mal verzichtet, da man doch längere Zeit unterwegs ist.
  • Am Ende der Straße befindet sich der Krater Víti. Diesen hatte ich bereits 2016 besucht.
  • Dazwischen biegt rechts eine kurze Stichstraße zu einem Aussichtspunkt ab. Von dort hat man einen hervorragenden Überblick über das Kraftwerk. Dort habe ich ein paar Fotos gemacht.

Lecker

Anschließend ging es wieder zurück bis an den Mývatn nach Reykjahlíð. Ich wollte mir heute einmal ein warmes Essen gönnen, nachdem ich die Tage zuvor zuvor von Sandwiches und Salaten aus dem Supermarkt gelebt hatte (die aber auch lecker sind!).

Gleich am Ortseingang befindet sich ein kleines Versorgungszentrum mit Tankstelle, Supermarkt, Vínbúðin (Alkoholverkauf), Souvenirshop und einem Imbiss. Dieser hat nur Platz für maximal acht Gäste. Da es gerade wieder einen Regenschauer gab, wartete ich ab. Dann gab es eine Gelegenheit, da Plätze frei wurden.

Der Imbiss trägt den Namen ‚Fish & Chips Lake Mývatn‚. Es gibt dort Fish&Chips in großer Portion, Fish&Chips in kleiner Portion, nur Fisch und nur Pommes. Verschiedene Saucen stehen zur Auswahl.

Ich bestellte mir die große Portion, die dann islandtypisch mit 2990 ISK (also über 20 Euro) auch nicht gerade als günstig durchgeht. Ich musste ein paar Minuten warten, da alles frisch zubereitet wird. Aber das Warten hat sich gelohnt.

Besonders die Pommes waren so mit die besten, die ich je gegessen habe, ganz frisch und total knackig gebacken. Und der Fisch stand dem in Nichts nach. Auf jeden Fall eine Empfehlung wert!

Reise 2023

Dann habe ich mich wieder auf den Weg in Richtung Quartier gemacht.

Da der Wetterbericht für den nächsten Tag passte, buchte ich nun für das Whale watching. Termin: morgen um 12:00 Uhr in Húsavík.

Samstag, 1. Juli 2023

Der Buckelwal

  • Wetter

    Temperatur 6-10°C ● bewölkt, an Land trocken, auf See z.T. Regen ● z.T. starker Wind

  • Wegstrecke

    Auto: 89 km / zu Fuß: 5 km

Heute wollte ich nun Wale sehen. Ich machte mich auf den Weg nach Húsavík, das war nur eine halbe Sunde entfernt. Ich bezahlte zunächst mein online vorbestelltes Ticket. Ich hatte mich als Veranstalter für Gentle Giants entschieden. Es werden verschiedene Touren angeboten, u.a. mit Kuttern oder mit Schnellbooten. Ich hatte mich für die erste Variante namens GG1 entschieden.

Ich war rechtzeitig am Treffpunkt. Für meine Verhältnisse war ich völlig overdressed, mit Poloshirt, Hoodie-Jacke und meiner dünnen Wind- und Regenjacke. Aber es ging ja auf die offene See und es waren nur so um die 8°C.

Unser Schiff war die Faldur, mit 14,5 Metern in etwa so lang wie die zu erwartenden Wale. Mit etwas Verspätung von der vorigen Tour traf das Schiff dann ein und es ging an Bord. Dort wollte man mir noch einen dicken Overall aufschwatzen. Ich lehnte ab. Aber es sei draußen sehr kalt. Ich meinte, kalt ist unter minus 10 Grad. Da legten sie mir den Overall hinter mich, wo er bei der Rückkehr immer noch lag. Ich nahm nur einen langen Regenmantel, damit meine Hose durch den Wellengang nicht nass würde.

Unser Guide war die portugiesische Biologin Diana, die uns mit Informationen auf dem Laufenden hielt. Auf der offenen See nahm der Seegang erheblich zu und es spritze viel Wasser über das Schiff. Ich hatte aber einen prima Sitzplatz im vorderen Drittel, so dass ich nicht so viel abbekam wie die am Bug stehenden Mitfahrer.

Zusammen mit uns waren noch einige andere Boote unterwegs. Nach einer knappen halben Stunde fanden wir dann einen Wal. es war ein Buckelwal. Er begleitete uns eine ganze Weile bzw. korrekterweise folgten wir ihm. Er tauchte immer wieder kurz auf, ohne lange Abstände. Diana meinte, er wäre am Fressen und dadurch so aktiv. Ich konnte viele Fotos von dem beeindruckenden Tier machen.

Erst nach 45 Minuten verloren wir den Wal aus den Augen. Die zweite Hälfte der Tour war etwas öde. Wir fuhren weiter aufs Meer und kamen in ein Regengebiet. Wale fanden wir leider keine mehr, nur ein paar Papageientaucher.

Bei der Rückkehr ging ich dann als Erster vom Boot, ich musste mich ja nicht aus einem Overall pellen. Der Typ der ihn mir aufschwatzen wollte, schaute ganz erstaunt. Ich meinte nur I’m waiting for the cold und erntete einen Daumen hoch.

5/5

Ich kann die Tour nur empfehlen. Man sollte allerdings halbwegs seetauglich und nicht allzu kälteempfindlich sein (wobei man sich bei zweiterem ja schützen kann). Ob man auch vernünftige Fotos schießen kann, hängt auch von der Kamera und dem eigenen Stehvermögen (wörtlich zu nehmen) ab.
Dauer: ca. 3 Stunden
Preis: 10.990 ISK / ca. 75 Euro (Stand 2023)

Anschließend war ich noch tanken und Verpflegung einkaufen. Dann ging es wieder zurück ins Quartier.

Dieser Tag war sicher ein Highlight meiner Reise 2023.

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