Reise 2023

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Dienstag, 27. Juni 2023

Flughafen-Duell

  • Wetter

    Temperatur 13°C ● bewölkt, Regen ● mäßiger Wind

  • Wegstrecke

    Auto: 134 km

Endlich war es wieder soweit. Die Reise 2023 nach Island stand an. Diesmal ging es in den Norden von Island. Da war ich 2016 schon einmal gewesen, aber es gab ja noch so viele Ziele, die ich da besuchen wollte…

Die Reise wurde wie immer von Katla Travel bestens organisiert.

Ich hatte mir bereits wieder rechtzeitig einen Platz im Parkhaus am BER reserviert. Der Flug sollte um 14:10 gehen, aber ich bin da vorsichtig und war bereits um 10:40 da um einen Stellplatz zu finden.

Ich war bereits online eingecheckt, musste aber noch mein Gepäck loswerden. Leider geht das am BER nicht mit Icelandair. Also auf zum Schalter…

Der war noch gar nicht geöffnet und es dauerte fast 10 Minuten, bis es losging. Dann auf zur Sicherheitskontrolle. Die Anzeigen sagten mir, lieber einmal quer durchs Terminal laufen, dort geht es viel schneller. Und so war es auch.

Dabei gab es noch zwei originelle Begebenheiten:

  • Ich bekam einen Anschiss, weil ich meine Hosentaschen nicht leer hatte. Was noch drin war, war eine halbvolle Packung Taschentücher. Das ich meinen Gürtel mit Metallschnalle noch anhatte, störte aber keinen.
  • Die Kontrolleurin ließ mich den Fotorucksack öffnen. Sie schaute und fragte ‚Was für eine EOS ist das denn?“ „Eine R5.“ „Das teure Ding fasse ich nicht an. Viel Spaß!“

Und so fand ich mich bereits um 11:24 am Marktplatz in BER wieder, 39 Minuten, nachdem ich im Parkhaus losgelaufen war! Man meinte es auf dem Flughafen wirklich gut mit mir. Und das sollte heute nicht das einzige Mal sein…

Der Flug war pünktlich und ruhig. In Keflavík regnete es. So wie das immer ist, wenn ich ankomme.

Wir waren auf dem Außenfeld angekommen, wurden mit dem Bus zum Terminal gebracht und dann kamen die knapp 10 Minuten Weg zur Gepäckausgabe. Mein Gepäck kam ja traditionell immer als eines der Letzten, daran hatte ich mich schon gewöhnt. Ich war kaum angekommen, da lief das Band schon los, auch das war neu. Und dann ist mein Gepäck an Position vier!

Also auf zum Hertz-Schalter, um das Auto zu holen. Anstelle der üblichen Schlange – die ist zwar nie lang gewesen, aber es dauert halt immer – warteten zwei junge Frauen auf Kunden und langweilten sich.

Die Stellplätze der Mietwagen waren jetzt woanders, es wird dort fleißig gebaut, der Flughafen wird erweitert. Und ich war in einer halben Stunde aus dem Terminal raus!

Es regnete inzwischen so stark, dass ich wegen der 200 Meter Fußweg sogar meine Regenjacke rausholte.

Für den Abend gab es nur noch zwei Programmpunkte: Beschaffung von Verpflegung und Fahrt zur ersten Übernachtung.

Ersteres erledigte ich wie immer im Krónan in Reykjanesbær, der liegt an der Straße 41 (Reykjanesbraut) am fünften Kreisverkehr vom Flughafen aus. Der Einkauf war schnell erledigt und los ging es Richtung Fossatún Country Hotel. Dieses liegt in der Gegend von Borgarnes. Ich hatte mich für diese Zwischenübernachtung entschieden, da der Weg in den Norden doch recht lang ist. Und so hatte ich schon mal reichlich 130 Kilometer weg.

In Fossatún war ich letztes Jahr schon kurz gewesen. Es gibt dort einen Trollgarten. Da ich aber knapp mit der Zeit war und es auch Eintritt gekostet hätte, hatte ich verzichtet. Jetzt war ich Hotelgast und der Eintritt war damit frei.

Das Hotel bietet verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten, ich hatte ein Zimmer mit Bad in einem der Bungalows. Außerdem gibt es noch Cottages und einen Campingplatz.

Das Hotel liegt sehr schön am Wasserfall Tröllafossar an der Grimsá. Das Zimmer war in Ordnung, hatte aber wenig Steckdosen. Aber ich bin ja immer mit Verteiler ausgerüstet.

Mittwoch, 28. Juni 2023

Durch den Nebel

  • Wetter

    Temperatur 6-13°C ● nebelig, häufige Regenschauer ● schwacher Wind

  • Wegstrecke

    Auto: 415 km / zu Fuß: 7 km

Mein Tag begann gegen 8:00 Uhr mit einem Frühstück im Frühstücksbereich, welcher übrigens den Namen Rock ‘n’ Troll Café trägt. Es gibt auch ein gleichnamiges Restaurant. Dann erwarb ich gleich das erste Mitbringsel.

Tröllagarðurinn

Das Wetter war etwas trüb, aber blieb trocken. Es folgte eine Runde durch den Trollgarten. Dieser bietet Skulpturen, Spiele und Informationen und ist auch ganz besonders für Kinder geeignet.

Dann begann die Fahrt in den Norden, zunächst über die Straße 50 wieder zur Ringstraße. Den ersten Teil bis zum Grábrók-Krater hatte ich erst im letzten Jahr befahren. Dann kam eine Strecke, die wir 2016 in der Gegenrichtung gefahren waren, die mir aber nicht mehr so in Erinnerung war.

Die Ringstraße führt hier über einen Pass und bald war ich mitten in den Wolken. Die Sicht betrug stellenweise wohl kaum 25 Meter. Aber es war nicht allzu viel Verkehr und alle fuhren vernünftig. Allmählich fiel die Straße dann wieder in Richtung des Hrútafjörður ab und ich verließ die Wolken. Das Wetter war trüb, aber weitgehend trocken mit nur kurzen Regenschauern.

Kolugljúfur

Mein erstes Unterwegsziel war eine Schlucht mit Wasserfällen, der Kolugljúfur. Sie liegt am Fluss Víðidalsá. Die Wasserfälle nennen sich Kolufossar. Man erreicht den Kolugljúfur über den die Straße 715 (Víðidalsvegur), welche südlich von der Ringstraße abzweigt. Von hier sind es nur knapp 6 Kilometer bis zur Schlucht. Über die Schlucht führt hier eine Brücke, von der man in der einen Richtung auf den ersten Wasserfall Efrifoss, in der anderen Richtung in die Schlucht blickt.

Blönduós

Mein nächster Stopp war knapp 50 Kilometer weiter in Blönduós, einer Stadt mit knapp 1.000 Einwohnern, die an der Mündung des Gletscherflusses Blanda in die Bucht Húnaflói liegt. Es hatte zu regnen begonnen und ich machte nur ein paar Fotos von der modernen Kirche Blönduóskirkja.

Weiter ging die Fahrt in Richtung Varmahlíð. Unterwegs, der Regen hatte wieder aufgehört, machte ich noch zwei kurze Fotostopps. Direkt an der Ringstraße liegt hier ein Schafspferch. Dort werden beim Schafsabtrieb im Herbst die Schafe eingesammelt und wieder unter den Besitzern verteilt. Der zweite Stopp war an der Torfkirche Víðimýrarkirkja. Diese hatten wir schon 2016 besucht – bei deutlich besserem Wetter.

2x nix gewesen…

Südlich von Varmahlíð habe ich dann einen Wasserfall gesucht, den Reykjafoss. Ich habe ihn aber nicht gefunden und auch keine Möglichkeit, das Auto abzustellen, um auf die Suche zu gehen. Und die dortige, sehr übersichtliche Beschilderung (siehe Foto) konnte mir in diesem Fall auch nicht helfen.

Inzwischen weiß ich, dass ich einfach auf der falschen Seite des Flusses gewesen bin. Dann halt nächstes Mal…

Ich hatte nun schon reichlich die Hälfte meiner vorgesehenen Tagesstrecke geschafft und war gut vorangekommen. Deshalb überlegte ich, das Museum in Glaumbær zu besuchen. Ich hatte mir für die Reise 2023 den Besuch eines solchen Museumshofs vorgenommen, und zwar entweder Glaumbær oder Laufás.

Da Glaumbær nur wenige Kilometer nördlich von Varmahlíð an der Straße 75 liegt, habe ich mich dorthin auf den Weg gemacht. Was ich dann dort vorfand, waren ein voller Parkplatz und Scharen von Touristen. Deshalb habe ich gleich wieder kehrt gemacht und mich auf Laufás festgelegt. Dieses war ohnehin in der Nähe meines Zielgebietes und somit die bessere Wahl.

Weiter ging es dann in Richtung Akureyri. Nach einem eher langweiligen Beginn führt die Ringstraße hier landschaftlich sehr schön über die Hochebene Öxnadalsheiði, die zwischen den Fjorden Skagafjörður und dem Eyjafjörður liegt.

Hauptstadt des Nordens

Akureyri ist mit knapp 20.000 Einwohnern die größte Stadt Islands außerhalb der Hauptstadtregion und nach Reykjavík und den beiden Vororten Kópavogur und Hafnarfjörður die viertgrößte Stadt im Land.

Ich nutzte die Zeit zum Erwerb von Verpflegung und einem kleinen Rundgang durch das Zentrum, dabei immer auf der Suche nach Mitbringseln.

Die Stadt ist auch ein Anlegeort für Kreuzfahrtschiffe. Es lagen auch zwei davon im Hafen und die Stadt war bevölkert von den Touristen.

Da ich im Laufe der Reise 2023 nochmals in Akureyri war, später etwas mehr…

Für die Weiterfahrt hatte ich zwei Möglichkeiten: über den Pass oder durch den Tunnel. Der 2018 eröffnete Tunnel Vaðlaheiðargöng verkürzt die alte Strecke nur um etwa 16 Kilometer. Seine Notwendigkeit ist eher im Winter begründet, wenn die Passstraße schwer befahrbar ist. Der Tunnel ist 7.206 Meter lang. Er wird über 25 Jahre durch eine Maut refinanziert.

Da ich die alte Strecke von 2016 kannte, habe ich mir die Durchfahrt gegönnt. Bezahlt werden kann nur online, schließlich sind wir in einem hoch entwickelten Land. Die Maut beträgt 1.650 ISK , das sind reichlich 11 Euro. 

Götterfall

Das Wetter wurde immer besser und es kam sogar die Sonne durch. Deshalb machte ich noch Halt am Goðafoss, dem Wasserfall der Götter. Den kannte ich zwar schon von 2016, aber nur von der südlichen Seite. Diesmal nahm ich die Nordseite.

Es ging nun auf 19 Uhr zu und ich machte mich auf den Weg ins Quartier. Es waren nur noch 15 Kilometer.

Wie zuhause…

Die nächsten vier Nächte wohnte ich in Öndólfsstaðir, einer kleinen Farm nördlich von Laugar. Hier gab es Pferde, Schafe, Hühner und Hunde sowie vier Gästezimmer.

Ich wurde von der Gastgeberin schon an der Tür erwartet. Es gab Kaffee, Tee, Obst und selbstgemachtes Gebäck. Man durfte die Küche mitbenutzen, es gab einen kostenlosen Wäscheservice. Die Zimmer waren top, das Frühstück außergewöhnlich mit vielem Selbstgemachtem. Abba, die nette  und herzliche Gastgeberin, meinte, man solle sich wie zuhause fühlen. Und das habe ich auch getan. Dies war die beste Unterkunft, die ich in Island auf allen Reisen hatte. Und die online-Bewertungen sprechen Bände, 5 bei Google und 9.8 bei Booking.com muss man erst mal hinkriegen.

Donnerstag, 29. Juni 2023

Giganten

  • Wetter

    Temperatur 8-12°C ● häufige Regenschauer ● keine Sonne ● mittlerer Wind

  • Wegstrecke

    Auto: 300 km / zu Fuß: 9 km

Ich hatte mich am Vorabend gegenüber Abba als Island-Insider geoutet. Das hatte sich herumgesprochen und ich wurde bereits beim Frühstück von deutschen Reisenden um Empfehlungen für die Tagesplanung gebeten. Das war dann jeden Morgen so. Aber das mache ich ja sehr gerne.

Auch die Atmosphäre beim Frühstück war außergewöhnlich. Es gab nur einen großen Tisch für alle. Somit kommt man fast zwangsläufig ins Gespräch und die Unterhaltungen waren auch außergewöhnlich. Es tschechisches und ein südkoreanischen Paar unterhielten sich auf französisch. Und der Tscheche hat dann für die anderen auf Englisch übersetzt.

Abba war währenddessen ständig am Nachräumen und Nachfüllen und briet und kochte Eier, machte frische Waffeln. Selbstgebackenen Kuchen gab es auch. Es sollte ja an nichts fehlen. Und das tat es auch nicht.

Ich hatte in der Region so viele Wunschziele, dass ich ohnehin nicht alle schaffen konnte. So konnte ich wieder mit dem Wetter planen, was mir immer das liebste ist. Es gibt Fotomotive, da stören mich Bewölkung oder Regen nicht. Bei anderen Motiven hätte ich schon gern einen weiten Blick.

Ich hatte als must-have nur Whale watching in Húsavík, den Dettifoss von der Westseite und die beiden Wasserfälle an der Sprengisandur. Speziell die Walbeobachtung wollte ich aber vom Wetter abhängig machen.

Es sollte heute von Westen her Regen aufziehen. So beschloss ich, noch vor dem Regen am Dettifoss zu sein.

Das Monster

Den mächtigsten Wasserfall Europas hatte ich bereits 2016 gesehen, aber von der Ostseite. Dieses Mal nahm ich die ‚Touristenseite‘ mit bestens ausgebauter Straße, riesigem Parkplatz und 16 Toiletten. Die Fahrt ging über die Straßen 1 (Ringstraße), kurz Tanken in Reykjahlíð, weiter über die Ringstraße nach Osten und dann links auf die Straße 862.

Moment mal…

Der Dettifoss ist der mächtigste Wasserfall Europas? Das sagen doch auch die Schweizer über den Rheinfall bei Schaffhausen!

Nun ja, kommt drauf an. 

Beim Rheinfall übertrifft die durchschnittliche Abflussmenge von 393m³/s die des Dettifoss (183m³/s) deutlich. Ist aber halt nur der Durchschnitt. Beim Rheinfall lag das Maximum im Sommer mal bei 600m³/s. Beim Dettifoss kommen da 1.500m³/s runter! Und im Winter friert hier alles ein.

So kommt es zum Durchschnitt!

Ich kenne beide Wasserfälle. Der Rheinfall ist schön – der Dettifoss ist ein tosendes Monster!

Ich war tatsächlich schneller dort als der Regen! Der Parkplatz war auch noch nicht allzu stark belegt. Zu Fuss ist es noch etwa ein Kilometer bis zum Wasserfall, relativ einfach zu laufen.

Unterwegs hat man schon kurz einen Blick zum oberhalb des Dettifoss gelegenen Sellfoss. Den hatte ich mir als Option für den Rückweg aufgehoben.

Allmählich näherte ich mich dem Dettifoss. Zuerst sieht man die aus dem Tal aufsteigende Gischtwolke. Dann wird das Tosen immer lauter. Und dann erscheint die Fallkante, über die Fluten schmutziggrauen Wassers in die Tiefe stürzen. Die dunkle Tönung kommt nicht von Ungefähr. Der Gletscherfluss Jökulsá á Fjöllum transportiert jeden Tag 120.000 Tonnen Geröll, Gestein, Sand und Schlamm, das entspricht etwa 2 Gramm pro Liter. Dies ergäbe einen Güterzug mit 2.000 Wagen von über 25 Kilometer Länge!

Der Boden vibriert förmlich unten den (Nat-)Urgewalten, die hier am Werke sind.

Ich war 2016 schon auf der anderen Seite, der Ostseite, gewesen, dort kann man direkt an die Fallkante heran, bis zum letzten Zentimeter, ohne jede Sicherung! Hier blickt man direkt auf diese beeindruckende Wand aus Wasser und Sedimenten. Und deshalb habe ich keinen Favoriten, beide Seiten sind echt beeindruckend. Einen Vorteil hat die Ostseite aber – es ist dort deutlich ruhiger (in Bezug auf Touristen).

Und noch etwas zum Thema Sicherheit!

Dettifoss
Es ist nicht ganz ungefährlich hier...
Dettifoss
... deshalb bleibe immer hinter der Sicheru ... Uups

Allmählich hatte mich der Regen nun eingeholt. Deshalb verzichtete ich auf den Abstecher zum Sellfoss. Es ging zurück zum Parkplatz. Der war inzwischen gut gefüllt, auch einige Touristenbusse waren schon da.

Tourismus

Ich beschloss, weiter nach Norden neu fahren. Die Straße 862 war bis vor Kurzem nördlich des Dettifoss noch eine Schotterpiste. Nun hatte man hier 30 Kilometer nagelneue Straße gebaut. Diese dient ausschließlich dem immer weiter zunehmenden Tourismus, ansonsten gibt es im weiten Umfeld niemanden, der hier lebt.

Ich hatte noch einen Abstecher zu den Hljóðaklettar, den Echofelsen, in Erwägung gezogen. Dort wurde der Regen aber dann so stark, dass ich verzichtete. Man soll jetzt nicht denken, dass ich ein Problem mit dem Regen hätte. Nein, den kann ich schon ab. Ich mache mir eher Sorgen um meine teure Kamera. Die ist zwar wie es so schön formuliert wird, spritzwassergeschützt. Aber wenn die mir hier kaputt gehen würde, nicht auszudenken…

OK, ich habe zur Sicherheit noch einen zweiten Kamerabody dabei. Aber trotzdem!

Aber noch mal zurück zu den Echofelsen. Auch hier gab es eine neue Stichstraße, an deren Ende gerade ein Parkplatz in Fertigstellung war. Für bestimmt 50 bis 70 Autos und Busse. Mitten im Nirgendwo. Ich weiß nicht, ob ich diese Entwicklung richtig finden soll. Verbesserungen sind schon OK, vor allem Toiletten. Aber so viel? 

Am Ende der Straße 862 mündet diese in die Straße 85. Da ich die Schlucht Ásbyrgi bereits von 2016 kannte, ließ ich diese links liegen. Nur eine kurze Pause für ein Eis (muss im Sommer ja auch mal sein) an der N1-Tankstelle, dann ging es Richtung Húsavík.

Vögel

Unterwegs machte ich bei leichtem Nieselregen noch einen Stopp am Vogelfelsen Hringsbjarg und bekam auch einige Möwen und Küstenseeschwalben vor die Linse.

Dann war plötzlich Schluss mit dem Regen. Unterwegs bot speziell die Küste immer wieder herrliche Bilder. Leider aber keine Gelegenheit, diese auch zu machen, da man nirgendwo halten konnte.

Schließlich erreichte ich Húsavík.

Kein Oscar für Húsavík

Die kleine Stadt Húsavík (knapp 2.500 Einwohner) ist bekannt als Europas Hauptstadt für Walbeobachtung. Die stand ja auch noch auf meiner Liste.

Die Stadt ist aber in den letzten Jahren noch mit einem anderen Thema in die Schlagzeilen gekommen, denn Húsavík war für den Oscar nominiert.

Nun gut, nicht die Stadt war nominieret, sondern der gleichnamige Song aus der Netflix-Produktion ‚Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga‚.

HúsavíkIn der 2020 veröffentlichten Komödie dreht es sich um Islands Teilnahme am Eurovision Song Contest. Der Film wurde von Netflix produziert. In den Hauptrollen sind Will Ferrell und Rachel McAdams zu sehen, aber auch Pierce Brosnan spielt mit.

Einer der Songs aus dem Film ist ‚Húsavík‘ bzw. ‚Húsavík – My hometown‚. Gesungen wird er von Will Ferrell selbst und der schwedischen Sängerin Molly Sandén (My Marianne).

‚Húsavík‘ wurde für die Oscarverleihung 2021 als Bester Song nominiert. Außerdem wurde das Lied für die Critics’ Choice Movie Awards 2021 nominiert, verlor dort aber gegen Taylor Swift.

Die Oscar-Nominierung führte in der Stadt zu einer Kampagne, in der unter anderem der zweite Oscar für Húsavík gefordert wurde, bisher würde hier nur Oskar Oskarsson leben.

Auffällig war auch die isländische Punktevergabe beim ESC 2021, wo der im Film mitspielende isländische Schauspieler Hannes Óli Ágústsson, zugeschaltet natürlich aus Húsavík, vehement 12 Punkte für das – ebenfalls aus dem Film stammende –  Lied ‚Jaja Ding Dong‘ einforderte. Ein Filmzitat, in seiner Filmrolle war von ihm öfter die Forderung ‚play Jaja Ding Dong‘ zu hören. Auch in der Werbekampagne wurde das immer wieder aufgegriffen.

Bei der Oscar-Verleihung am 26. April 2021 wurde der Song live zugeschaltet aus dem Hafen von Húsavík vorgetragen, von Molly Sandén, dem Mädchenchor der Húsavíker Schule, einem Feuerwerk und als Krönung Nordlichtern am Himmel.

Gereicht hat es dann leider doch nicht.

Auch ohne Oscar ist Húsavík eine sehenswerte Stadt. Besonders auffällig sind der Hafen und die Kirche Húsavíkurkirkja. Ich schlenderte zunächst durch den Hafen, dann durch den Ort.

Der Riese

Da ich mich für die Walbeobachtung wegen des zu erwartenden Wetters schon für den Samstag festgelegt hatte (Samstag oder nächstes Jahr), wollte ich mir nun erst einmal das Hvalasafn (Walmuseum) ansehen.

Das bekannteste Exponat ist hier das Skelett eines 27 Meter langen Blauwals. Auch erfährt man viel Wissenswertes über Wale, ihr Leben und den Walfang.

4.5/5

Ein Besuch des Museums vermittelt Wissenswertes über Wale, die verschiedenen Arten und ihre Verbreitung. Aber auch über den Walfang wird viel dokumentiert.
Dauer: ca. 60-90 min
Preis: 2.200 ISK / ca. 15 Euro (Stand 2023 / Rabatt mit Whale watching Ticket)

Ich füllte im nettó-Supermarkt in Húsavík noch meine Verpflegung auf und machte mich dann über die Straßen 85 und 87 und 1 auf in Richtung Mývatn, eine Strecke von reichlich 50 Kilometern.

Kurz (wirklich nur etwa 25 Meter) hinter der Abzweigung, an der in Reykjahlíð die Ringstraße nach links in Richtung Námaskarð abbiegt, liegt rechts ein winziger Parkplatz. Von dort kann man zu den Erdspalten Stóragjá und Grjótagjá (Große Schlucht bzw. Felsenschlucht) wandern. Wobei wandern bei Ersterer übertrieben ist, man ist eigentlich nach wenigen Schritten da.

Die Stóragjá ist eher ein Geheimtipp, die Grjótagjá dagegen ein Wallfahrtsort. Dazu gleich mehr.

Die Gegend liegt mitten auf der Riftzone der Kontinentalplatten Amerikas und Eurasiens. Und da diese langsam auseinanderdriften, gibt es hier überall Risse in der Erdoberfläche. Die Gegend zählt auch heute noch zu den stark vulkanisch aktiven Gebieten in Island.

In die Stóragjá kann man über eine Metalltreppe hinabsteigen. Dort befindet sich auch der Zugang zu einer unterirdischen Badestelle. Man muss durch einen Felsspalt und dann wohl an einem Seil herunterhangeln. Unten sprangen auch junge Männer in Badesachen herum. Da ich die nicht stören wollte, bin ich oben geblieben.

Wenn es nicht schon recht spät gewesen wäre, hätte ich vielleicht die Wanderung zur Grjótagjá gemacht, so bin ich lieber gefahren, auch wenn das mit dem Auto doppelt so weit war. An der Strecke gab es immer wieder Stellen, an denen aus kleinen Spalten Dampf aufstieg.

Jon Snows Höhle

Vorab gesagt: ich interessiere mich nicht für die Serie ‚Game of Thrones‘. Das ist aber ein Problem, denn man kann sich dem in Island kaum entziehen. Überall stößt man auf Drehorte. Einer davon ist die Grjótagjá.

In der dritten Staffel in der Episode ‚Kissed by Fire‘ gibt es eine Liebesszene zwischen Jon Snow und Ygritte, die in einer Höhle spielt. Und diese ist hier in der Grjótagjá.

Es war schon deutlich nach 18 Uhr, also schon keine typische Touristenzeit mehr. Ich erreichte den Parkplatz und dort standen über 20 Autos. Vor der Erdspalte, die in die Höhle führt, stand eine Warteschlange. Aber nun war ich schon mal hier und wollte mir das auch ansehen.

Man muss vom Eingang über einige Felsen nur ein kurzes Stück nach unten klettern. Die Höhle ist nicht sehr groß, aber echt beeindruckend. Darin befindet sich ein See mit strahlendblauem Wasser. Das sowas als Filmkulisse genutzt wird, wundert kaum. Nur ein kleiner Wasserfall wurde wohl noch digital einmontiert.

Früher konnte man hier bei 40°C Wassertemperatur sogar baden. Bei den letzten Ausbrüchen in den 80er-Jahren wurde es aber zu heiß und das Baden wurde sicherheitshalber verboten. Nun wäre es wieder möglich, bleibt aber verboten.

Mehr vernünftige Fotos habe ich nicht, ständig waren irgendwelche Köpfe im Bild oder ich wurde angerempelt. Vielleicht fahre ich bei einer nächsten Reise spätabends noch mal hin, im Mittsommer ist das ja unproblematisch.

Wegen des ausufernden Tourismus musste die Höhle von den Landbesitzern zwischenzeitlich sogar eine Zeitlang gesperrt werden. Es kann also nicht schaden, auch mal jemanden zusammenzuscheißen, der sich nicht benehmen kann!

Dann ging es noch über 45 Kilometer zurück ins Quartier. Ich lernte auch noch Abbas Mann Hlynur kennen und wir schwatzten noch eine Weile, unter anderem über Walfang.

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