Reise 2016

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Montag, 1. August 2016
die nördlichste Hauptstadt der Welt

Dienstag, 2. August 2016
ein Pool und hundert Wasserfälle

Mittwoch, 3. August 2016
kein Wal in Sicht

Montag, 1. August 2016

die nördlichste Hauptstadt der Welt

Für diesen Tag der Reise 2016 stand Reykjavík auf unserem Plan, die nördlichste Hauptstadt der Welt. In Reykjavík und den angrenzenden Satellitenstädten leben ca. zwei Drittel der Isländer. Die Fahrt für die etwas über 100 Kilometer dauerte knapp anderthalb Stunden. Auf dem Weg passierten wir bei Borgarnes die zweitlängste Brücke Islands und danach den mautpflichtigen Tunnel unter dem Hvalfjörður. Dieser 1998 eröffnete Tunnel, genannt Hvalfjarðargöng, ist knapp 6 Kilometer lang und liegt bis zu 165 Meter unter dem Meeresspiegel. Der Tunnel verkürzt den Weg um den Fjord um fast 50 Kilometer. Die Maut für die einfache Strecke betrug 1.000 ISK, also etwa 7 Euro. Die Maut ist inzwischen Geschichte, da die Baukosten für den Tunnel eingespielt wurden.

In Reykjavík hatten wir schnell einen (kostenpflichtigen) Parkplatz in der Nähe des Arnarhóll gefunden und machten uns auf zur Erkundung der Stadt. Schnell gelangten wir zur Laugavegur, der Haupteinkaufsstraße von Reykjavík. Zu dieser Tageszeit – es war zwischen 10:00 und 11:00 Uhr – war es noch nicht so trubelig wie später, aber bereits jetzt waren überwiegend Touristen unterwegs, wie man an aufgeschnappten Sprachfetzen erkennen konnte.

Hallgrímskirkja

Unser erstes Ziel war die Hallgrímskirkja, die größte Kirche Islands und das zweithöchste Gebäude des Landes. was ihren 74,5 Meter hohen Turm noch größer erscheinen lässt. Die Kirche prägt mit ihrem 75 Meter hohen Turm das Stadtbild von Reykjavík. Direkt vor der Kirche steht die Statue von Leifur Eiríksson, der bereits um das Jahr 1000, und damit lange vor Kolumbus, Amerika erreichte. Die von einem amerikanischen Bildhauer geschaffene Statue wurde Island im Jahr 1930 zur 1000-Jahr-Feier des Althing von den Vereinigten Staaten geschenkt. Die aus Betonsäulen bestehende Front der Kirche soll an Basaltsäulen erinnern, die helle Farbe an Gletscher. Wir hielten uns aber nur kurz in der Kirche auf. Auf die Fahrt auf den Turm verzichteten wir angesichts der langen Schlange an Wartenden. Ich werde dies aber definitiv auf einer späteren Reise nachholen, da man vom Kirchturm einen fantastischen Blick über die Stadt genießen kann.

Nach dem Besuch der Kirche legten wir einen Zwischenstopp im Café Loki ein, welches sich direkt gegenüber befindet. Hier probierten wir traditionelle isländische Gerichte, wie Hammelsuppe und eine Fischplatte. Im der ersten Etage befindet sich ein großes Wandgemälde.

Stadtbummel

Anschließend setzen wir unsere Tour durch die Stadt fort. Über die Laugavegur, Bankastræti und Austurstræti liefen wir zum Ingólfstorg, wo sich das älteste Gebäude Reykjavíks befindet. Unterwegs waren wir doch verwundert, dass nicht alle Geschäfte geöffnet hatten. Es stellte sich schließlich heraus, dass in Island ein Feiertag war, und zwar der Handelsfeiertag, der immer am ersten Montag im August stattfindet.

Wir machten nun einen Abstecher zum Parlamentsgebäude und wunderten uns über die dort versammelten Menschen. Wir waren mitten in die Amtsübergabe an den neu gewählten isländischen Präsidenten geraten! Nach einiger Wartezeit trafen nacheinander der alte Präsident, Ólafur Ragnar Grímsson, und der neue Amtsinhaber, Guðni Thorlacius Jóhannesson, im Parlament ein, standesgemäß in den Staatskarossen IS 2 und IS 1. Hier zeigte sich auch die Volksnähe und Friedlichkeit der Isländer, die Straße war lediglich für den Durchgangsverkehr gesperrt, die Anzahl an (unbewaffneten) Polizisten und Präsidenten hielt sich in etwa die Waage.

Nach einer Kaffeepause im Te & Kaffi am Lækjartorg drehten wir noch eine Runde durchs Hafengelände. Nach einem erlebnisreichen Tag machten wir uns dann auf den Rückweg zu unserem Ferienhaus.

Dienstag, 2. August 2016

ein Pool und hundert Wasserfälle

Unsere heutige Tagestour sollte uns ins Reykholtsdalur führen. Dieses Tal erstreckt sich circa 30 Kilometer ist Ost-West-Richtung bis zu den Ausläufern des Langjökull. Es ist eine für Island sehr grüne Gegend mit viel Landwirtschaft, aber auch vielen Sehenswürdigkeiten.

Deildartunguhver

Die erste erreichten wir bereits nach reichlich 20 Kilometern Fahrt: die heißen Quellen von Deildartunguhver. Sie haben einen Ausstoß von 180 Litern/Sekunde, das Wasser ist 98 Grad heiß. Von hier verlaufen Heißwasser-Pipelines bis Borgarnes und auch ins 60 Kilometer entfernte Akranes.

Das aus den Quellen abfließende Wasser fließt in einen kleinen Fluss, der durch die immer noch hohen Temperaturen weithin sichtbar dampft. Nahe den Quellen befinden sich auch Gewächshäuser. Die hier gewachsenen Tomaten kann man an einem kleinen Selbstbedienungsstand erwerben.

Während unseres Besuches noch im Bau, gibt es hier seit 2017 das Geothermalbad Krauma.

Reykholt

Weiter ging die Fahrt in Richtung Reykholt. Hier gibt es eines der ältesten erhaltenen Kulturdenkmäler Islands zu sehen, das Bad des Edda-Dichters Snorri Sturluson aus dem 12. Jahrhundert. Es dürfte damit der älteste beheizte Pool der Welt sein!

Auffällig an Reykholt sind die dicht beieinander stehenden Kirchen, die alte Holzkirche Gamla Kirkjan von 1886 und die neue Kirche Reykholtskirkja aus dem Jahr 1996. Nicht weit davon befindet sich Reykholtsmaldagi, die staatliche Dokumentensammlung, mit dem davor stehenden Denkmal für Snorri Sturluson.

Snorri Sturluson (1179–1241) war einer der größten Dichter und bedeutendsten Politiker im mittelalterlichen Island. Einen Großteil seines Lebens, ab dem Jahr 1206 bis zu seinem Tod, verbrachte er in Reykholt.

Sturluson gilt als Autor der Snorra-Edda, auch Prosa-Edda genannt. Außerdem gilt er als der Autor vieler Teile der Heimskringla, einer Geschichte der norwegischen Könige.

Snorri Sturluson war auch erfolgreicher Politiker, seine Familie war eine der mächtigsten im Lande. Sturluson selbst hatte zweimal das Amt des Gesetzessprechers im isländischen Parlament Althing inne.

Nach politischen Verwicklungen mit dem norwegischen König wurde Sturluson von seinen Schwiegersohn im Auftrag des Königs am 23. September 1241 in Reykholt ermordet.

Das eigentliche Highlight des Ortes – Snorralaug – liegt im Süden des Ortes in der Nähe der Straße 518.

Das mit Steinen ummauerte Becken hat einen Durchmesser von 4 Metern und ist bis zu einem Meter tief. Vom Wohnhaus Sturlusons führte ein unterirdischer Gang von etwa 100 Metern Länge bis hin zum Bad. Gespeist wird das Bad von der 120 Meter entfernten heißen Quelle Skrifla, deren Wasser schon zu Snorris Zeiten durch eine unterirdische Leitung zum Bad geflossen ist. Hinter der Tür am Becken befindet sich der Tunnel, der das Bad mit dem Wohnhaus verband.

Anschließend drehten wir noch eine größere Runde durch den Ort. Dabei kamen wir auch an heißen Quellen, Gewächshäusern und Ausgrabungsstätten vorbei. Auffällig war überall die für isländische Verhältnisse üppige Vegetation. Wir besuchten auch noch das Touristenzentrum und stöberten im Souvenirshop.

Hraunfossar

Weiter ging die Fahrt zu den Wasserfällen Barnafoss und Hraunfossar. Beide folgen unmittelbar aufeinander im Laufe des Flusses Hvítá. Während das Wasser im Barnafoss durch eine enge Schlucht stürzt, sind die Hraunfossar (Lavawasserfälle) völlig anders geartet.

Willkommen auf meiner Islandseite
Panoramaaufnahme der Hraunfossar

Aus unzähligen kleinen Wasserfällen rinnt das Wasser auf einer Länge von über 700 Metern in den Fluss, scheinbar direkt aus der Felswand kommend. Aber es stammt aus dem selben Fluss, der Hvítá! Weiter oberhalb im Flusslauf versickert ein Teil des Wassers im porösen Lavagestein. Von hier fließt es unterirdisch auf einer wasserundurchlässigen Basaltschicht weiter und hier zurück in den Fluss. Heraus kommt einer der schönsten Wasserfälle Islands.

Auf einer kleinen Brücke zwischen Barnafoss und Hraunfossar kann man den Fluss überqueren und die beiden Wasserfälle von allen Seiten betrachten.

Reykholtsdalur

Nachdem wir uns an den beiden wunderschönen Wasserfällen eine Weile aufgehalten hatten, ging es weiter. Die Strasse 518 führt bis ans Ende des Reykholtsdalur, macht dort eine Schleife und führt auf der anderen Talseite wieder zurück. Dabei passierten wir die Ortschaft Húsafell und den Abzweig zur kürzesten Hochlandpiste Islands, der F550, genannt Kaldadalsvegur, die von hier in Richtung Þingvellir führt.

Ganz am Ende der Schleife machten wir über die Straße F578 einen Abstecher in Richtung Surtshellir, einer Höhle, die hier inmitten des Lavafeldes Hallmundarhraun liegt.

Es handelt sich bei der Surtshellir in Wirklichkeit um einen Lavatunnel von etwa zwei Kilometern Länge. An mehreren Stellen ist die Decke eingestürzt, so dass man in den Tunnel hinabklettern und auch durch den Tunnel laufen kann. Wegen der Dunkelheit und des unwegsamen Untergrundes scheute ich jedoch einen Gang in die Höhle.

In der Zwischenzeit hatte etwas Regen eingesetzt. Leider führte er dazu, dass ein Wassertropfen in meine Kamera gelangte, besser gesagt ins Objektiv. Ich hatte auf allen geschossenen Fotos einen, in Abhängigkeit von der Blende mal kleineren, mal größeren helleren Fleck. Zum Glück trocknete der Fleck fast so schnell wie er gekommen war und weiteren Aufnahmen stand nichts im Wege.

Zurück auf der Straße 518 ging es nun durch die Kalmanstunga wieder zurück in Richtung Osten. Die Straße 518 ist hier auf einem längeren Stück nicht asphaltiert. Unterwegs wurden wir von einem klappernden Geräusch beunruhigt, welches aus dem Radkasten des Autos zu kommen schien. Auch beim Bremsen gab es ein eigenartiges Geräusch. Glücklicherweise war es vermutlich nur ein Steinchen, dass an die falsche Stelle geraten war, der Spuk war bald schon wieder vorbei.

Borgarnes

Anschließend fuhren wir noch nach Borgarnes. Dort suchten wir das Settlement Center auf und stärkten uns im Restaurant mit Kaffee und Kuchen. Dann stöberten wir im umfangreichen Souvenirshop. Die, wie ich später erfuhr, interessante Ausstellung zur Besiedlung Islands haben wir leider nicht besucht.

Am Ufer des Borgarfjörður machten wir noch eine Rast und genossen die herrliche Landschaft am Rande des Fjordes. Die am gegenüberliegenden Ufer liegenden, etwa 800 Meter hohen Berge mit ihren durch Erosion entstandenen glatten und exakt im gleichen Winkel liegenden Hängen verleihen der Gegend einen besonderen Reiz.

Nach Auffüllen der Lebensmittelvorräte im örtlichen Supermarkt ging es wieder zurück zum Ferienhaus. Im Licht der tiefstehenden Abendsonne gelangen mir noch einige sehr schöne Fotos.

Mittwoch, 3. August 2016

kein Wal in Sicht

An diesem Tag wichen wir das erste mal deutlich von den empfohlenen Tagestouren ab. Eigentlich war eine Fahrt über die Halbinsel Snæfellsnes vorgesehen. Wegen der doch recht großen Kilometerzahl verzichteten wir aber darauf. Für mich im Nachhinein eine sehr richtige Entscheidung, die unzähligen Sehenswürdigkeiten dieser Region in so kurzer Zeit abzufahren macht für mich überhaupt keinen Sinn. Snæfellsnes wird für mich stattdessen Ziel einer eigenständigen Reise werden, hoffentlich irgendwann in absehbarer Zukunft.

Stattdessen hatten wir uns entschlossen, auf Walbeobachtung zu gehen. Also ging es wieder nach Reykjavík, wo dieses Vergnügen von mehreren Anbietern veranstaltet wird. Am Hafen angekommen, hatten wir noch etwas Zeit für einen Kaffee.

Wir hatten uns für eine Fahrt mit Elding entschieden und erwarben die Tickets, die umgerechnet reichlich 70 Euro kosteten. Die Fahrt sollte reichlich drei Stunden dauern, zunächst eine gute Stunde auf die See hinaus. An Bord konnte man auch unter Deck verweilen. Es wurde auf Wunsch auch ein Schutzoverall gegen Wind und Wetter zur Verfügung gestellt. Ich war fast der Einzige auf dem Schiff, der darauf verzichtete.

Leider verzichteten auch die Wale darauf, sich blicken zu lassen. Nach einer längeren Suchfahrt wurde aufgegeben und es ging wieder zurück nach Reykjavík. Wir hätten aber mit den Tickets (bzw. den ausgegebenen Ersatztickets) innerhalb von zwei Jahren die gleiche Tour noch einmal kostenlos machen dürfen.

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