Elfen & Trolle – Huldufólk

Wandert man in Island durch die Lavalandschaften, glaubt man, besonders bei diesigem Wetter, in den Gesteinsformationen Gesichter oder Figuren erkennen zu können. Ein Stein erhält plötzlich menschliche Umrisse. So wundert es nicht, dass die Menschen in früheren Zeiten Geschichten über diese Wesen erzählten, die sich bis in die heutige Zeit gehalten haben.

Als Huldufólk (verborgene Völker) bezeichnet man Naturwesen, die sich dem menschlichen Auge nicht so ohne Weiteres zeigen. Die bekanntesten dieser Wesen sind sicherlich Elfen und Trolle, aber auch Riesen, Zwerge, Berserker und Feen werden dazu gezählt.

Eine Elfe oder eines der anderen Wesen kann von Menschen nur gesehen werden, wenn sie das möchte.

Wesen des Huldufólk

Elfen

Herkunft

Die Elfen sind der isländischen Überlieferung nach die ungewaschenen Kinder von Eva und Adam. Adam und Eva hatten viele Kinder, die gern draußen im Dreck spielten. Als Gott vor langer langer Zeit Adam und Eva besuchte, hatte er sich nicht lange vorher angekündigt und die Eltern waren noch nicht fertig geworden, ihre Kinder zu waschen. Die Hälfte war noch schmutzig. Also schickte Eva diese ungewaschenen Kinder in den Keller, wo sie sich verstecken sollten.  Gott kam ihr aber auf die Schliche und sagte „Wenn ich diese Kinder nicht sehen soll, dann soll sie niemand sehen“. So entstand die verborgene Welt der Elfen.

Den Elfen begegnet man in Island mit großem Respekt. Felsen und Hügel, in denen Elfen wohnen, genießen traditionell Schutz und werden vor Zerstörung bewahrt. Selbst beim Neubau von Straßen nimmt man Rücksicht auf die Elfenwohnungen und führt die Straße in weitem Bogen um den Hügel herum.

Elfen leben üblicherweise in großen Steinen.

Als heilige Stätte der Elfen gilt die Schlucht Ásbyrgi im Nordosten von Island.

Trolle

Trolle sind riesenhafte Wesen, die in unterirdischen Behausungen leben und den Menschen in der Regel feindlich gesinnt sind. Trolle verfügen über geringe magische Fähigkeiten. Sie sind Wesen der Nacht und hassen das Sonnenlicht, denn wenn sie mit ihm in Kontakt kommen, versteinern sie.

Sollten Sie also tatsächlich in die Gewalt eines Trolls geraten, müssen Sie diesen lediglich so lange hinhalten, bis die Sonne aufgeht. Sie locken ihn aus seiner Höhle, worauf er zu Stein erstarrt. Ihrer erfolgreichen Flucht steht nun nichts mehr im Wege.

Angeblich versteinerte Trolle oder auch ihre Behausungen sind in der vielfältigen und manchmal bizarren isländischen Natur häufig anzutreffen.

Ein bekanntes Beispiel sind die Basaltsäulen Reynisdrangar in der Nähe von Vík í Mýrdal. Nach einer isländischen Legende sind die Reynisdrangar die Überreste eines Kampfes von zwei Trollen mit einem dreimastigen Schiff, welches sie versuchten, an Land zu ziehen. Als sie dabei vom Tageslicht überrascht wurden, verwandelten sich die zwei Trolle mitsamt dem Schiff zu Stein (Foto).

Ein anderes Beispiel ist das Lavalabyrinth Dimmuborgir in der Nähe des Sees Mývatn. Die deutsche Übersetzung lautet Dunkle Burgen. Und wer in diesem Gewirr von Lavatürmen, -brocken und anderen faszinierenden Formen keine steinernen Bauwerke der versteckten Menschen erkenne kann, dem wird sich die Welt des Huldufólk wohl nie erschließen.

Zwerge

Zwerge tragen spitze Hüte und Schuhe, einen langen Mantel und haben Bärte. Die unsichtbaren Zwerge sollen aussehen wie die isländische Landbevölkerung, die vor ein paar hundert Jahren lebte.

Feen

Feen sind wunderschöne, zauberhafte Fabelwesen, die nach Belieben auftauchen und wieder verschwinden. Normalerweise zeigen sie sich nur denen, denen sie sich zeigen wollen. Lediglich unschuldige Kinder können sie immer sehen.

Feen sind üblicherweise weiblich, aber manchmal findet man auch männliche Feen. Der Name entwickelte sich aus den römischen Schicksalsgöttinnen, den Fata.

Álfhóls

Álfhóls sind kleine Holzhäuser, die die Menschen für die Elfen gebaut haben, die angeblich darin wohnen. Sie sind überall in Island zu finden.

heutige Bedeutung

Aus der heidnischen Zeit vor der Christianisierung bis in die heutige Zeit hat der Glaube an das verborgene Volk nicht nur überlebt, sondern das kulturelle Leben der Isländer nachhaltig beeinflusst. Mit dem Bewusstsein, dass die meist unsichtbaren Mitbewohner der Insel rücksichtslosen Raubbau an der Natur vergelten könnten, bemühen sich die Isländer um ein freundliches Auskommen mit ihren übernatürlichen Nachbarn.

Umfragen zufolge glauben zwar nur etwa 10% der Isländer wirklich an die Existenz von Elfen, über 70% der Bevölkerung möchte aber auch nicht ausschließen, das es diese Wesen wirklich gibt.

Elfenbeauftragte

Es verwundert nicht, dass dem Glauben an das Huldufólk selbst von offizieller Seite Rechnung getragen wird. Erla Stefánsdóttier war die offizielle Elfenbeauftragte Islands und hat die Wesen kategorisiert und ihre Wohnsitze und Wege in einer Landkarte der verborgenen Welt markiert. Diese kann man in den Touristen­informations­zentren von Reykjavík kaufen.

Um Konflikten mit dem meist unsichtbaren Volk aus dem Weg zu gehen, wurde Erla Stefánsdóttier bei Bauvorhaben von offizieller und privater Seite oftmals zu Rate gezogen. So stellt es keine Seltenheit dar, dass eine geplante Straße nach Begutachtung des Geländes noch einmal in ihrem Verlauf neu geplant wird, um nicht die Wohnsitze von Elfen oder Feen zu zerstören. Straßen, auf denen oftmals Unfälle passierten, wurden in ihrem Verlauf noch einmal geändert, da man Zusammenhänge mit dem Huldufólk vermutete.

Elfenschule

Wenn Sie sich für den isländischen Volksglauben interessieren und mehr über das Huldufólk erfahren möchten, ist die Elfenschule genau das Richtige für Sie. Sie bietet Kurse über den Volksglauben, die Sagen sowie die verborgenen Wesen.

Magnús Skarphéðinsson, seines Zeichens selbst ernannter Elfenexperte, gibt an der Álfaskólin in Reykjavík seit 1995 sein Wissen weiter. Wer positiv abschließen will, muss alles über die 13 verschiedenen Elfenarten, die drei Feenarten und den Unterschied zwischen Gnomen und Trollen wissen.

Einfluss auf Bauprojekte

Der Bedeutung des Glaubens an das Huldufólk zeigt sich auch in Bauvorhaben der heutigen Zeit. Ein Beispiel findet man in der Álfhólsvegur in Kópavogur. Hier ist ein Stück der Straße einspurig, da unmittelbar neben der Straße ein Elfenhügel, der Álfhóll, liegt.