Donnerstag, 19. Juli 2025
Lückenfüller
Freitag, 20. Juni 2025
Berg im Spiegel
Mittwoch, 18. Juli 2025
Lava
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Wetter
Temperatur 10 - 12°C ● kein Regen ● leichter Wind
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Wegstrecke
Auto: 131 km / zu Fuß: 2 km
Meine Reise 2025 begann wie immer. Ich machte mich gegen 10:00 Uhr auf den Weg zum BER. Die Schalter von Icelandair öffnen immer um 11:00 Uhr und da möchte ich gern da sein, um mein Gepäck loszuwerden.
Das Ticket für das Parkhaus hatte ich schon früh im Jahr gekauft, das Parkhaus P2 ist zwar ziemlich teuer, aber man kommt dort auf kürzestem Weg zum Terminal. Es dauert keine 5 Minuten. Bei der Einfahrt zum Parkhaus stellte ich mich aber etwas blöd an. Ich bin eine Ebene zu hoch gefahren, dort kam ich mit meinem Ticket aber nicht rein. Ich konnte aber auch nicht wieder runter (Einbahnstraßen!) und musste deshalb eine Runde der Schande über den BER fahren.
Bei der zweiten Einfahrt war ich dann richtig, aber wieder verwirrt, weil mein Ticket gar nicht verlangt wurde. Des Rätsels Lösung: automatische Kennzeichenerkennung! In Island ist das ja ganz normal, aber offenbar hält die moderne Technik inzwischen auch bei uns Einzug.
So war ich nun doch nicht um 11 Uhr am Schalter, die Schlange war schon etwas länger, aber es ging zügig. Für die Sicherheitskontrolle meldete ich mich schnell bei ‚BER Runway ‚an (hatte ich im Vorfeld nicht gemacht, da ich nicht wusste, wann ich soweit bin) und kam so ohne jede Wartezeit durch die Sicherheitskontrolle.
Ich hatte auch meine Ausrüstung ‚modernisiert‘, mir eine Weste mit vielen Taschen und einen Gürtel ohne Metall zugelegt. Also nur noch Fotorucksack, Weste und Uhr in die Box und ab durch die Kontrolle. So habe ich mir das Wiederbefüllen der (Hosen-)Taschen und das Einfädeln des Gürtels gespart.
Der Flieger war 25 Minuten zu früh da, das Boarding ging so sehr zügig und pünktlich. Ich hatte mir kurz zuvor noch ein Sitzplatzupgrade geleistet. So konnte ich meine Beine ausstrecken. UNd als die Leute neben mir mal raus wollte, musste ich nicht einmal aufstehen. Ich hatte ja schon mal überlegt, mit SAGA Class zu fliegen, aber der Preisunterschied ist dann doch zu groß und lohnt nicht.
Ein WiFi-on-board habe ich mir auch gegönnt und hatte so einen ruhigen und nicht langweiligen Flug, der auch wieder etwas zu früh ankam. Ausnahmsweise gab es bei der Ankunft auch nicht den traditionellen Regen. Dafür aber etwas Unterhaltung bei der Gepäckausgabe, das Ausgabeband wechselte fünfmal, bevor es dann losging.
Die Mietwagenabholung ging so schnell wie noch nie, ich hatte wie immer einen Dacia Duster bestellt. Der erste Weg führte schon traditionell zum Krónan in Reykjanesbær, um Proviant zu kaufen.
Neuland
Danach ging es aber nicht direkt in Richtung Unterkunft, da wäre ich über Reykjavík und die Ringstraße gefahren. Ich wollte mir aber die Spuren der letzten Eruptionen anschauen und bin deshalb auf die Straße 43 in Richtung Grindavík abgebogen.
Nach einigen Kilometern änderte sich das Bild und die Straße erreichte das recht frische Svartsengi-Lavafeld. Hier war die Strecke auch neu gebaut worden, da die alten Straßen 43 und 426 von der Lava überflutet geworden waren. Ich hatte auf YouTube ein Video gesehen, welches ‚the hottest road on earth‘ betitelt war und die frische Straße zeigte, an deren Rändern es noch dampfte.
Inzwischen dampfte es nicht mehr, aber ich fuhr durch ein frisches schwarzes Lavafeld, noch ohne jegliche Spur irgendeiner Vegetation. Ab und an konnte ich die Spuren der ehemaligen Straßen sehen. Auf dem ersten Bild dürfte es sich um die Straße 426 zur Blauen Lagune handeln, die hier abgezweigt war und nun an anderer Stelle neu trassiert worden war.
Auch führte die Straße mehrmals durch die Schutzwälle (zweites Foto), die die Lava von der gefährdeten Infrastruktur (Grindavík, das Kraftwerk, die Blaue Lagune) fernhalten sollen.
In Grindavík selbst sind viele Spuren der im November 2023 einsetzenden Erdbeben und der folgenden Eruptionen zu erkennen. Viele Spuren sind aber auch bereits beseitigt, Spalten im Boden sind wieder zugeschüttet, Risse in den Häusern werden oder wurden saniert. Viele Stellen sind aber noch mit Bauzäunen abgesperrt.
Auf meiner ersten Islandreise im Jahr 2016 hatten wir in Grindavík den Sonnentempel besichtigt. Der Sonnentempel wurde von dem Künstler und Esoteriker Tryggvi Hansen als heidnische Kultstätte zwischen 1995 und 1997 erbaut.
Inwieweit dieser Sonnentempel nun beschädigt war, konnte ich wegen der Absperrungen nicht erkennen. Das Foto ist durch den Zaun hindurch entstanden. Zumindest der Parkplatz zeigt aber die mächtigen Verschiebungen, die durch die Erdbeben im Vorfeld der Eruptionen entstanden waren.
Dann besuchte ich noch die Stelle, wo die Lava im Januar 2024 innerhalb des Schutzwalls an die Oberfläche trat und in die Stadt gelaufen war, wobei drei Häuser vollständig zerstört wurden.
Dann ging es weiter zu meinem ersten Quartier. Ich fuhr über die Suðurstrandarvegur (Straße 427) und die Straße 34 nach Selfoss, folgte dann ein Stück der Ringstraße und bog rechts in die Villingaholtsvegur (Straße 305) ein. Nach 9km erreichte ich über die Stichstraße 309 dann das Hótel Vatnsholt.
Mein Zimmer, welches in einem Nebengebäude lag, war einfach aber zweckmäßig eingerichtet und verfügte über ein kleines Bad. Nur die Steckdosen machten sich rar und waren auch noch an ungünstigen Stellen platziert. Aber ich habe ja immer einen Stromverteiler dabei und konnte so das Handy laden, ohne die Nachttischlampe außer Gefecht zu setzen.
Donnerstag, 19. Juni 2025
Lückenfüller
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Wetter
Temperatur 10 - 13°C ● leichte Schauer ● mäßiger bis starker Wind
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Wegstrecke
Auto: 407 km / zu Fuß: 6 km
Am Morgen gab es ein leckeres Früchstück. Bevor ich mich auf die lange Tagestour machte, konnte ich mit Hilfe eines jungen Mannes vom Personal ein Problem klären, das mich irritierte.
Autotest
Ich hatte ja einen Dacia Duster 4WD, ein neues Modell mit ungewohnt viel modernem Schnick-Schnack. Darunter auch ein Keyless-Schließsystem mit Handsfree-Funktion. Das kannte ich bisher nicht (und möchte es auch nicht haben). Wenn ich den Wagen mit dem Schlüssel verschloss, waren die Seitentüren zu, aber die Heckklappe blieb unverriegelt. Schloss ich nochmals, war die Heckklappe verschlossen, aber die Seitentüren wieder offen.
Es stellte sich heraus, dass die Heckklappe sich erst verriegelte, wenn ich mich vom Auto entfernte und wieder öffnete, wenn ich mich näherte. Ohne Signalisierung und obwohl ich das Auto ja manuell geschlossen hatte. Nicht dass ich mir in Island wirklich Sorgen gemacht hätte, aber so etwas unlogisches regt mich einfach auf.
Im Fahrzeugmenü fand ich schließlich eine Option, die Handsfree-Funktion zu deaktivieren, ich wollte das Auto wie gewohnt per Knopf an der Fernbedienung öffnen und schließen. Damit war das Auto aber nicht so ganz einverstanden und bei etwa jedem dritten Halt stellte sich die Option automatisch wieder an. So gewöhnte ich mir dann an, vor jedem Aussteigen im Menü nachzusehen, was zum Glück nur zweimal Touchen auf dem Display erforderte. In der Bedienungsanleitung, die ich mir runtergeladen hatte, war davon auch nichts zu finden.
Langstrecke
Dann ging es auf die etwa 400 km lange Tagestour, die zweitlängste meiner Reise 2025. Ich wollte auf dem Weg ein paar kleinere Ziele besuchen, die ich bisher verpasst hatte.
Weit kam ich aber nicht, denn bereits nach 3 km lauerte das erste Fotomotiv in Form der Villingaholtskirkja. Dort vorbei kam ich nur, weil ich aus unerfindlichen Gründen – ich war schließlich in einer Gegend, in der ich mich gut auskannte – das Navi angemacht hatte. Und das wollte nicht auf dem Weg vom Vorabend zurück auf die Ringstraße, sondern über die Urriðafossvegur (Straße 302), zwar eine Schotterstraße, aber doch deutlich kürzer.
Da ich nach dem kurzen Stopp an der Kirche nun auch direkt am Urriðafoss vorbeikam, hielt ich auch dort nochmal kurz an. Das hätte ich vielleicht nicht gemacht, wenn ich rechtzeitig bemerkt hätte, dass der Parkplatz anders als vor fünf Jahren nun kostenpflichtig war. So habe ich für 20 Minuten über 5 Euro bezahlt. Allerdings war es das Motiv schon wert.
Dann ging es auf die Ringstraße und Richtung Osten. Bis zum Seljalandsfoss ist die Gegend relativ unspektakulär und ich bin dort auch schon oft entlang gefahren. Dann ändert sich das Bild und man fährt entlang der ehemaligen Steilküste in einer herrlichen Landschaft. Hier war ich immer an einigen Orten vorbeigefahren, weil ich sie einfach verpasst hatte und es zeitlich auch schlecht unterzubringen war. Diese Lücken wollte ich nun heute abarbeiten. Dazwischen gab es aber immer mal einen kurzen Stopp für ein Foto.
Steinhöhle
…und wieder wäre ich fast vorbeigefahren! Aber diesmal habe ich gewendet und bin zurück zur – Steinahellir – Steinhöhle. Sie hatte im Laufe der Jahrhunderte viele verschiedene Funktionen. Mit der Steinahellir-Höhle sind übernatürliche Geschichten verbunden und erzählen von Geistern und den verborgenen Menschen Islands.
Die Steinahellir ist vermutlich eine natürliche Höhle, die dann vertieft und erweitert wurde. Die Lagune Holtsós reicht heute fast bis zur Ringstraße gegenüber der Höhle. Als das Meer in früheren Zeiten höher stieg, könnte es eine Höhle in den Stein gegraben haben. Die Höhle ist etwa 20 Meter lang, knapp 10 Meter breit und 6–7 Meter hoch. Sie wird niedriger, je tiefer man in sie hineingeht.
So wie viele andere Höhlen auch wurde die Steinahellir zur Schafhaltung und auch als Maschinenschuppen genutzt. Die Höhle bietet Platz für etwa 60 Schafe. Früher wurden in der Höhle auch Boote gebaut. Von 1818 bis 1905 war die Höhle der Ort der parlamentarischen Versammlung der Einheimischen von Eyfellingar (Einwohner der Region Eyjafjöll). Damals gab es Bänke und einen Parlamentstisch. Ein Parlamentstisch aus dieser Zeit wird heute im Skogarmuseum (Byggðasafnið Skógar) aufbewahrt.
An der Decke der Höhle finden sich Blasenfarne (Tófugras). Isländischen Sagen nach droht Unglück, wenn man den Farn entfernt. Es handelt sich um einen verzauberten Farn, der unter dem Schutz der verborgenen Menschen in der Steinahellir steht. Der Legende nach riss eines Tages ein Bauer vom Steinar-Hof etwas Farn von der Decke und kurz darauf stürzte eine seiner Kühe, die in der Nähe graste, in den Tod. In der isländischen Folklore gibt es viele Geschichten, wie die Tiere der Bauern umkamen, weil die Bauern dem verborgenen Volk nicht gehorchten.
50 Meter Büstenhalter
Eine skurrile Sehenswürdigkeit findet man direkt an der Ringstraße am Bauernhofs Brekkukot, der Lagune Holtsós und nahe der Höhle Steinahellir. Auf etwa 50 Metern Länge hängen dort hunderte Büstenhalter am Zaun.
Der erste BH wurde um 2012 am Zaun platziert. Wie diese Tradition entstand, ist jedoch unbekannt. Gerüchten zufolge wurden nach einer Party mehrere BHs gestohlen und anschließend an den Zaun gehängt. Seitdem haben Reisende immer mehr BHs am Zaun angebracht und so die Sammlung im Laufe der Jahre erheblich erweitert.
Die Farmbesitzer haben nichts gegen die BHs entlang ihres Zauns, entfernen aber alle sonstige Unterwäsche, Schuhe oder Socken. Im Laufe der Jahre ist so ein kleines Kunstwerk entstanden.
Im Schlaraffenland I
Dann ging meine Fahrt weiter Richtung Osten. Ich kam aber nur etwa 3 Kilometer vorwärts bis zum nächsten Stopp. In einem Gebäude direkt an der Ringstraße, welches wohl zur der Farm am Eyjafjallajökull gehört, die 2010 am meisten unter dem Ascheregen der Eruption gelitten hatte, befand sich seitdem ein kleines Museum über den Ausbruch. Jetzt ist dieses nur noch auf der Außenanlage und im Gebäude selbst befindet sich jetzt die – sehr gut besuchte – Faxi Bakery.
Nun ist die Kombination der Begriffe Island und Bäckerei etwas, dass einen Besuch fast zwingend notwendig macht. Und ich konnte natürlich nicht widerstehen. Es gab diverses Gebäck (20 verschiedene Sorten), acht verschiedene Torten, Kaffee, Suppen, selbstgemachte Limonade – man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Und alles soooo lecker! Und selbstverständlich alles frisch und vor Ort gebacken. Wo soll es auch sonst herkommen, der nächste Ort ist weit entfernt.
Stopp in Vík í Mýrdal
Nach dieser Stärkung musste ich dann wieder etwas Kilometer machen und fuhr durch bis Vík ì Mýrdal. Hier lief ich in Richtung des schwarzen Strandes und zur Statue ‚Voyages‘. Diese zu besuchen hatte in in den vorherigen Jahren ‚vergessen‘.
‚Voyages‘ ist eine zweiteilige Skulptur der isländischen Künstlerin Steinunn Þórarinsdóttir, welche von der britischen und der isländischen Regierung in Auftrag gegeben wurde. Die Schwesterstatuen blicken über die Gewässer zwischen Hull in England und Vík in Island. Die beiden Fischerdörfer blicken auf eine über 1000-jährige Handelsgeschichte zurück, die auch srark von den Kabeljaukriegen in den 1950er Jahren geprägt wurde. Die Statuen symbolisieren die Wiederherstellung der Freundschaft zwischen den beiden Städten.
Am Gletscher entlang
Ich hatte inzwischen soviel Zeit vertrödelt, dass ich nun endlich mal ein großes Stück hinter mich bringen musste. So fuhr ich etwa 150 km durch bis in die Gegend um den Öræfajökull. Auf diesem und auch auf dem folgenden Wegstück konnte ich umfangreiche Verbesserungen an der Infrastruktur feststellen. So waren einspurige Brücken durch neue zweispurige ersetzt wurden. Kurz hinter dem Lómagnúpur gab es eine neue, deutlich kürzere und niedrigere Brücke über den Gígjukvísl neben der noch stehenden alten Brücke, so wie bereits einige Jahre zuvor an der Skeiðará.
Mein nächstes Ziel sollte die Hofskirkja sein. Ich bog jedoch etwas zu früh an einem der Wegweiser zu einer Sehenswürdigkeit von der Ringstraße ab und landete zunächst am Sandfell Öræfi.
Sandfell ist ein verlassener Bauernhof im Öræfi, ein ehemaliger Kirchenstandort und Pfarrhaus. Die Witwe von Asbjørn Heyangurs-Bjarnson, Thorgerdur, errichtete dort laut Siedlungsbuch die ersten Bauernhäuser. Sie verlor ihren Mann auf See. Ihr Schwager Helgi errichtete seinen Hof in der Nähe von Raudilaekur, wo bis zum Ausbruch 1362 eine Kirche stand. Nach diesem verheerenden Ausbruch wurde die neue Kirche in Sandfell gebaut.
Die Gletscherläufe nach den Eruptionen von 1362 und 1727 stürzten die Hänge zu beiden Seiten des Hofes Sandfell hinab. Als ein erneuter Ausbruch am 7. August 1727 begann, fanden in der Kirche von Sandfell gerade Gottesdienste statt. Am nächsten Tag brach der Gletscher aus. Mehrere Menschen und Tiere kamen auf den Weiden südlich des Hofes ums Leben.
1973 vermaßen und entwarfen Studierende der Architekturfakultät der Aarhuser Kunstakademie die Häuser und die Umgebung des Bauernhofs Sandfell. Kurz darauf wurden die Häuser abgerissen und auf den Fundamenten der alten Kirche ein Denkmal errichtet.
Beim zweiten Anlauf erreichte ich dann einige Kilometer weiter auch die Hofskirkja. Die Kirche ist eine Torfkirche, von denen es in Island nur noch sechs gibt. Die Hofskirkja war die letzte, die in diesem schönen traditionellen Stil gebaut wurde. Die Wände der Kirche sind aus Stein und das Dach aus Steinplatten, die mit Torf bedeckt sind.
Auf diesem Hof in Öræfi gibt es seit 700 Jahren eine Kirche. Die ersten schriftlichen Hinweise wurden in einem alten mittelalterlichen Dokument aus dem Jahr 1343 gefunden. Die heutige Kirche wurde vom Zimmermann Páll Pálsson zwischen 1883-1885 erbaut. Der Hof in Öræfi war bis 1974 fast isoliert und nur sehr schwer zu erreichen. Erst mit dem Bau der Ringstraße wurde der Hof leichter zugänglich.
Die Hofskirkja ist noch in Betrieb und auch ein geschütztes Denkmal des isländischen Nationalmuseums.
Ich hatte nun die am Weg liegenden Lücken abgearbeitet. Ich machte unterwegs noch eine kleine notwendige Pause an einer Tankstelle, da die öffentliche Toilette an der Hofskirkja geschlossen war.
Ahn der Abzweigung Richtung Múlaglújfur machte ich gleich wieder kehrt, da nicht nur der Parkplatz, sondern die ganze Straße dahin kostenpflichtig war. Das Foto entstand unmittelbar neben dem Mast mit den Kameras zur Kennzeichenerkennung.
Und zum Wandern hatte ich ohnehin keine Zeit, wobei der Canyon schon noch auf meiner Liste steht. Aber ich hatte ja noch ein Ziel und eine große Hoffnung. Als ich 2020 am Diamond Beach war, gab es nur wenige kleine Eisstücke am Strand. Ich hatte unvorbereitet den falschen Zeitpunkt bei Ebbe und Flut erwischt und ees war damals recht warm.
Und ich hoffte, dass dies heute nun anders sein würde.
Eisdiamanten
Vor der Brücke über die Jökulsá á Breiðamerkursandi fuhr ich direkt auf den westlichen Parkplatz. Doch ohne anzuhalten stellte ich fest: hier ist nichts los, keine Autos und der schwarze Strand leer. Aber gegenüber, an der östlichen Flussmündung, steppte der Bär.
Also bin ich auf die andere Seite gefahren und fand kaum einen Parkplatz. Das Parkticket gilt ja für alle der vier Parkplatze am Jökulsárlón. Somit war meine Ehrenrunde kurz zuvor mit abgedeckt.
Ich zog hier tatsächlich einmal meine Windjacke an. Nicht, dass mir die ca. 10°C zu kalt gewesen wären. Aber der Wind! Die Böen erreichten bis zu 70 km/h. Aber in Anbetracht des Motivs war mir das so was von egal. Und vielen vielen anderen auch… Die Bilder sprechen für sich…
Hoffnung auf Morgen
Dann fuhr ich bis zu meinem Quartier durch. Ich hatte zwei Übernachtungen im Arnanes Country Hotel in der Nähe von Höfn. Auch hier gab es wieder rege Arbeiten an der Infrastruktur. Kurz vor Brunnhóll zweigt nach rechts die neue Trassierung der Ringstraße ab. Sie ist 19 km lang und wird den Weg von da Richtung Höfn um 12 km verkürzen. Der Hornarfjarðarfljót wird auf einer Brücke gequert. Bisher wird der Fluss weit aufwärts an einer schmalen Stelle überquert und die Strecke weist mehrere einspurige und sanierungsbedürftige Brücken auf.
Ich checkte im sehr schönen Landhotel ein und schaffte es gerade noch vor Ladenschluss in den nettó in Höfn.
Mit dem nächsten Tag war ganz viel Hoffnung verbunden. Denn die zwei Übernachtungen in dieser Region dienten nur einem echten Ziel. Nämlich einem speziellen Foto. Einem Traumfoto. Dazu morgen mehr…
Freitag, 20. Juni 2025
Berg im Spiegel
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Wetter
Temperatur 11 - 14°C ● sonnig ● trocken ● mäßiger Wind
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Wegstrecke
Auto: 109 km / zu Fuß: 9 km
Nach einer erholsamen Nacht überraschte mich am Morgen herrliches Wetter. Der blaue Himmel war fast wolkenlos, was zum Fotografieren auch nicht ideal ist. Aber man kann ja nicht alles haben.
Das Arnanes Country Hotel ist sehr zu empfehlen. Im den auf dem Foto zu sehenden Gebäuden befinden sich die sehr geräumigen Zimmer mit Bad, die sogar eine Couch aufweisen.
Traummotiv
Nach dem Frühstück machte ich mich auf den Weg zu meinem Tagesziel Stokksnes. Ich war bereits 2020 hier gewesen. Für mich das Vestrahorn eines der schönsten Fotomotive in Island. Wo sonst bekommt man so eine komplette Bergkette vor die Linse?
Ich hatte damals schon viele Fotos gemacht. Aber ich habe im Internet nachher auch noch schönere Bilder gefunden: Fotos, in denen sich der Berg in der davor liegenden Lagune spiegelt. Dieser Anblick erfordert nach meinen Forschungen mehrere Faktoren:
- prinzipiell schönes Wetter
- Flut, damit die Lagune gefüllt ist
- möglichst wenig Wind, damit die Wasserfläche glatt ist
Durch die Hilfe einer Gezeiten-App wusste ich, dass der höchste Wasserstand um 10:26 sein würde. Ich vermutete, dass das Wasser dann in die Lagune laufen würde. So suggerierten es mir jedenfalls die online gefundenen Bilder. So machte ich mich voller Hoffnung gegen 9 Uhr auf den nur wenige Kilometer langen Weg.
Unterwegs kam ich wieder an der Straßenbaustelle vorbei, wo später die neue, weiter oben bereits erwähnte neue Straße wieder in die Ringstraße einmünden würde.
Warten auf die Flut
Im Viking Cafe holte ich mir das für Fahrt auf die Halbinsel Stokksnes notwendige Ticket. Im Gebäude fanden gerade umfangreiche Bauarbeiten statt, es sah nach einer Erweiterung aus.
Ich fuhr auf die Halbinsel, stellte das Auto auf dem mittleren Parkplatz ab und lief über die schwarzen Dünen zum Strand herunter. Es war nicht allzu viel los.
Zusammen mit einer Truppe Fotografen wartete ich am Strand. Das Wasser stieg höher – aber bei weitem nicht hoch genug, um die erwartete Spiegelung zu Gesicht zu bekommen. Irgendetwas stimmte das nicht. Inzwischen bin ich der Überzeugung, das von den zahlreichen Fotos der größte Teil gefaked sind.
Naturkino
Dennoch war es wieder wunderschön vor der Kulisse des Vestrahorns. Und wie man sieht, empfinde nicht nur ich das so, auch viele andere genießen dieses Naturschauspiel.
Filmkulisse
Die wohl meisten Touristen auf Stokksnes zieht es in das Wikingerdorf. Schon durch das Wissen, dass es sich nur um eine Filmkulisse handelt, hatte ich es bisher ignoriert. Aber da ich nun schon mal da war, das Wetter schön war und ich Zeit hatte, habe ich es doch aufgesucht. Zum Glück…
Im Dorf selbst hielt ich mich eine ganze Weile auf. Nicht, dass es mich so begeistert hätte, nein, ich wollte einfach Fotos machen, auf denen möglichst keine Touristen durchs Bild laufen.
Dann lief ich zurück in Richtung Parkplatz…
Das Wikingerdorf ist eine beliebte Touristenattraktion im Südosten Islands und bietet die Möglichkeit, die Nachbildung eines Wikingerdorfs zu erkunden. Das Dorf wurde als Filmkulisse für einen nie gedrehten Film erbaut. Im Jahr 2021 erfüllte es letztendlich doch noch seinen Zweck, als es einer der Drehorte für die Netflix-Serie ‚The Witcher: Blood Origin‘ war.
Eine neuere Ergänzung des Wikingerdorfs ist ein Wikingerschiff mit dem Namen ‚DRAKAR‘. Dieses ist eine Nachbildung des berühmten Gokstad-Schiffs, eines Langschiffs, das die Wikinger für Handel, Erkundung und Kriegsführung nutzten. Das Gokstad-Schiff wurde um 890 n. Chr. gebaut und befindet sich heute in einem Museum in Norwegen. Es hat einen Holzrumpf, einen einzelnen Mast und einen Drachenkopf am Bug.
Die Nachbildung wurde 2007 in Brasilien gebaut. Es wurde dort zunächst für Fahrten mit bis zu 95 Passagieren eingesetzt. Anschließend wurde es von einem Wikinger-Enthusiasten für Touristenkreuzfahrten im Hafen von Reykjavik erworben. Dazu kam es nicht, da das Schiff in einem schweren Sturm im Hafen sank und seine Seetüchtigkeit verlor. Nachdem es aus dem Meer geborgen worden war, wurde es über die Ringstraße und das Meer zu seiner neuen Ruhestätte transportiert.
später Erfolg
…und auf dem Weg sah ich Leute mitten im Wasser stehen. Ich drehte mich um. Und da war es – mein Traummotiv! Hier war die richtige Stelle. Nicht vorn direkt am Meer, sondern hier in der abgegrenzten Lagune, in der bei Flut nur wenige Zentimeter Wasser stehen. Der leichte Wind verhinderte durch die Bewegung der Wasseroberfläche zwar die perfekte Spiegelung, dafür zogen aber die Schatten der schnell vorüberziehenden Wolken über die Berghänge und sorgten für einen zusätzlichen Reiz.
Manchmal gehen Träume in Erfüllung…
Nutze den Tag…
Der Tag war noch lang und so wollte ich mir noch ein paar Sachen ansehen. Ich fuhr zurück zur Ringstraße und durch den Tunnel Almannaskarðsgöng hinüber nach Lónsvík.
Mein erstes Ziel war der Wasserfall Skútafoss. Der Skútafoss ist ein Wasserfall am Fluss Þorgeirsstaðaá im Tal Þorgeirsstaðadalur. Er liegt etwa 6 km hinter dem Tunnel und knapp 1.000 Meter von der Ringstraße entfernt, nach der Hälfte des Weges befindet sich am Ende einer holprigen Piste der Parkplatz.
Dafür, dass es sich eher nicht um eine Hauptattraktion handelt, war dort ganz schön viel los. Ich kam auch mit einem Touristenpaar aus Deutschland ins Gespräch. Was mir auffiel war, dass manche Besucher unterwegs umkehrten. Das lag vermutlich daran, dass man aus der Ferne nur einen kleinen Teil des Wasserfalls sieht, erst kurz davor sieht man den eigentlichen Wasserfall. Ein Pärchen – höchstwahrscheinlich Influencer – fiel besonders auf, sowohl durch ihre islanduntypische Kleidung als auch durch das häufige Posen für die Handyfotos.
Das Spannende am Skútafoss ist die Höhle, die sich direkt daneben gebildet hat, als der Fluss in früheren Zeiten noch wesentlich mächtiger war.
Da ich so auf den Skútafoss fixiert war, habe ich gar nicht bemerkt, dass sich auf Höhe des Parkplatzes noch ein Wasserfall befindet, der Fremstifoss. Ich hätte nur drei Meter in Richtung Hang gehen müssen, um ihn zu sehen. Aber so ist das in Island, Jedes besuchte Ziel bringt wieder neue Ziele hervor. Somit gibt es immer noch genug zu sehen für künftige Besuche.
Das nächste Ziel war auf der Ringstraße nur 350 Meter entfernt, eine Kunstinstallation eines roten Stuhls auf einem Felsblock. Er ist er etwas größer als üblich und fest auf dem Felsen montiert. Er stellt einen auffälligen Farbtupfer mitten in der eher grün-erdfarbenen Umgebung dar.
Dann ging es zurück in Richtung Höfn, aber ich fuhr zunächst nicht in den Tunnel, sondern die alte Straße hinauf auf den Pass Almannaskarð, welche bis 2005 Teil der Ringstraße war. Als der Tunnel fertig war, wurde der südliche Teil der Passstraße, der eine Steigung von 17% aufwies, gesperrt.
Der Pass ist 153 Meter hoch und man hat von oben eine fantastische Aussicht über den Skarðsfjörður in Richtung Höfn und Vatnajökull. Und zu meinem Erstaunen ist der Pass wohl auch ein Anlaufpunkt für Busrundreisen. Bei dem Ausblick aber auch nicht verwunderlich. So machte dort eine komplette Busladung mit deutschen Touristen ein Picknick.
Gern wäre ich auch den anderen Teil der alten Strecke gefahren, aber offiziell war diese gesperrt. Ich wäre oben zwar problemlos an der Absperrung vorbeigekommen, aber bei dem extremen Gefälle war mir das dann doch zu heiß. Ich hätte mit dem Mietwagen dann sicher keinen Versicherungsschutz mehr gehabt und so eine ungenutzte steile Piste könnte vermutlich sehr rutschig sein. Auch war weiter unten eine Art Steinbruch zu sehen, wer weiß, ob ich durchgekommen wäre.
Empfang am Gletscher
Das nächste Ziel war der Hoffellsjökull. Es handelt sich um eine der Gletscherzungen des Gletschers Vatnajökull. Der Hoffellsjökull hat seinen Namen vom Hoffell, der dortigen Bergregion.
Über die Ringstraße ging es zunächst 21 km Richtung Westen und Norden. Direkt hinter der einspurigen Brücke über die Hoffellsá ging es dann weiter auf die Straße 983. Nach weiteren 4 km wird diese zur 4×4-Schotterpiste, die vermutlich nur im Sommer passierbar ist, jedenfalls gibt es hier ein verschließbares Tor.
Ich denke, mein Dacia Duster war das kleineste Fahrzeug, was hier fahren konnte. Es ging kilometerweit über ein Schotterfeld, welches tiefe vom Wasser ausgewaschene Querrinnen und Furchen aufwies, die zum Teil eher Treppenstufen ähnelten. Das entscheidende am Fahrzeug war hier die Bodenfreiheit, ich fuhr sehr vorsichtig, um nicht aufzusetzen. Aber ich sah in der Ferne Autos stehen, ein Zeichen, dass man durchkommt.
Endlich angekommen, nahm ich für einen ersten Schnappschuss mein Handy in die Hand. Und nach über fünf Kilometern seit dem letzten Zeichen von Zivilisation, inmitten völlig unberührter Natur gab es dort 5G-Empfang mit voller Leistung. Es entstand die nebenstehende Kollage, die ich fassungslos nach Deutschland postete. That’s Iceland! ♥
Zum Tagesabschluss ging es nochmals nach Höfn zum nettó, um die Lebensmittelvorräte aufzufüllen. In Höfn entstanden auch noch ein paar Fotos von Ort und Hafen, bevor es zurück ins Hotel ging. Ich habe kurz überlegt, im Restaurant zu essen, aber da ich schon eingekauft hatte, blieb ich doch bei der Selbstversorgung.