Reise 2025

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Dienstag, 24. Juni 2025
Einsamkeit und Geselligkeit

Mittwoch, 25. Juni 2025
Aufstieg und Schlemmerei

Donnerstag, 26. Juni 2025
Nacharbeit

Dienstag, 24. Juni 2025

Einsamkeit und Geselligkeit

  • Wetter

    Temperatur 4 - 11°C ● stark bewölkt, zum Teil Regen, zum Teil starker Nebel ● schwacher Wind

  • Wegstrecke

    Auto: 249 km / zu Fuß: 3 km

einsamer Mjóifjörður

Einen der Ostfjorde in der Gegend hatte ich mir noch aufgespart, den Mjóifjörður. Diese ist der wohl einsamste aber auch schönste. Es war an dem Tag etwas nebelig, besonders in höheren Lagen, aber da musste ich durch. Allerdings hatte es recht viel geregnet und ich musste mit schlechten Straßen­verhältnissen rechen. Aber das war ich ja auf meiner Reise 2025 langsam gewohnt.

Ich fuhr also die Ringstraße Richtung Süden, bog aber schon bald nach links in die Mjóafjarðarvegur (Straße 953) ab. Dies ist eine Schotterpiste, die maximal zwischen Mai und Oktober befahrbar ist. Diese folgt zunächst dem Tal, um dann auf über 600 Metern Höhe über den Pass zu führen und danach steil und in Serpentinen in den Fjord hinab zu führen.

Schon auf dem ersten Teil war die Umgebung sehr beeindruckend, die rechts und links aufsteigenden Hänge wurden von unzähligen Bachläufen und Wasserfällen durchzogen. 

Leider hatte ich mit einem Konstruktionsfehler bei meinen Dacia Duster zu kämpfen. Außen unter den Türen war eine kleine Schwelle, auf der sich der von der regennassen Piste aufgewirbelte Schlamm ansammelte. Somit war es fast unmöglich, im Auto aus- oder einzusteigen, ohne sich die Hose dreckig zu machen. Und ich wollte ständig aussteigen, um Fotos zu machen. Nächstes Jahr lege ich mir eine Küchenrolle ins Auto!

Je höher die Straße mich führte, desto weniger gab es zu sehen. Nur noch Nebel und Wolken. Teilweise konnte man keine zehn Meter weit blicken. Interessanterweise gab es auch hier, ebenso wie auf dem Pass an der Straße in Richtung Seyðisfjörður, ganz oben einen See. Den konnte ich gerade so durch den Nebel erkennen.

Beim Abstieg wurde die Sicht dann wieder besser. Und die Strecke hatte es schon in sich, zumal sie durch die Witterung ziemlich rutschig war. Aber das gehört halt dazu. Und die Landschaft rechtfertigte wirklich jede Mühe, besonders der erste atemberaubende Blick hinab in den Fjord!

An der Strecke gibt es auch einen sehr schönen Wasserfall. Ich hatte schon befürchtet, diesen im Nebel zu verpassen. Aber nein, er lag etwas tiefer. Es handelt sich um die Klifbrekkufossar, eine ganze Kaskade von Wasserfällen, die parallel zur Piste ins Tal hinab führen. Es handelt sich um insgesamt sieben Wasserfälle des Flusses Fjarðará mit über 90 Metern Gesamthöhe. Somit zählt er zu den zehn höchsten Wasserfällen im Land.

Und dann kam ich unten im Fjord an. Dies ist eine der eindrucksvoll ruhigsten Gegenden, die ich je erlebt habe. Absolute Stille und Natur, Natur, Natur!

Gleich am Ende des Fjords gibt es das Wrack eines Landungsbootes aus dem Zweiten Weltkrieg zu sehen, das hier vor sich hin rostet. Solche vor sich hin rostenden Schiffe gibt es in Island ja einige. Dies hier war mein erstes, und ich muss sagen, die Szene vor der grandiosen Landschaft – das hat was!

(fast) am Ende der Welt

Weiter ging meine Fahrt, immer direkt am nördlichen Ufer des Mjóifjörður entlang. Nach etwa 10 Kilometern erreichte ich die einzige Ortschaft im Fjord. Meist wird sie wie der Fjord benannt, ich habe aber auch den Namen Brekkuþorp gefunden. Keine Ahnung, was nun richtig ist.

Je nach Saison leben hier zwischen acht und fünfzehn Menschen. Im Winter ist der Pass oft überhaupt nicht passierbar und die Einwohner werden zweimal in der Woche per Schiff von Neskaupstaður aus versorgt.

Man kann der Straße 953 noch weitere 15 Kilometer folgen und erreicht dort mit Dalatangi den, soweit mir bekannt ist, östlichsten bewohnten Punkt des isländischen Festlandes. Wäre die Sicht besser gewesen, wäre ich auch noch dorthin gefahren. Aber die fehlende Aussicht auf schöne Fotos vom dortigen Leuchtturm hielt mich davon ab…

…und außerdem schaffe ich mir ja gern Vorwände, um nochmals hier hin zu müssen!

unglaublich

This is Iceland!

Und dann lese ich bei der Nachrecherche Folgendes:

Dieser Ort war der letzte, der im Jahr 2019 an das isländische Glasfasernetz angeschlossen wurde.

Glasfaser! 2019! Da durfte man hier noch nicht im Entferntesten daran denken. Und hier war der landesweite Ausbau abgeschlossen. Für gerade einmal eine Handvoll Anwohner!

Und selbstverständlich gab es im Fjord besten Mobilfunk. Nur oben auf dem Pass schwächelte es etwas, aber zum Telefonieren reichte es überall.

Ein interessanter Fakt ist folgender: Wie bereits im Zusammenhang mit Seyðisfjörður erwähnt, gibt es einen Plan für einen Tunnel von dort unter dem Bergpass hindurch nach Egilsstaðir, um besonders im Winter die Fähre von Dänemark besser ans Hinterland anzuschließen.

Ein ursprünglicher Plan für die Fjarðarheiðargöng sah aber einen Tunnel von Seyðisfjörður in den Mjóifjörður vor und dann einen zweiten Tunnel von da zur Ringstraße. Ein dritter Tunnel sollte eine direkte Verbindung nach Neskaupstaður schaffen. Dazu hätte eine neue Straße am Südufer des Fjordes angelegt werden müssen. Jetzt wird ein direkter Tunnel zwischen Seyðisfjörður und Egilsstaðir geplant. Und ich finde, dass das für den einsamen Mjóifjörður die beste Lösung ist.

Dann ging es wieder zurück. Der Nebel hatte sich inzwischen etwas verzogen, so dass ich mehr von der Passüberquerung sehen konnte. In Egilsstaðir musste ich dem Auto erst mal eine Wäsche zukommen lassen, es sah aus wie Sau.

Mach einem kurzen Stopp im Quartier ging es dann auf die Nachmittagstour. Ich wollte zu den Papageitauchern nach Bakkagerði. Dorthin führt von Egilsstaðir die Straße 94, die seit kurzen fast komplett asphaltiert ist. Da ich mir unterwegs aber noch etwas anschauen wollte, fuhr ich nicht den direkten Weg.

einsame Kirchen

Ich fuhr zunächst die Ringstraße nach Norden, um kurz vor der Brücke über die Jökulsá á Brú nach rechts in die Straße 925 abzubiegen. Diese ist auf den ersten Kilometern noch asphaltiert. Das Gebiet nennt sich Hróarstunga und liegt zwischen den Flüssen Lagarfljót und Jökulsá á Brú, die später gemeinsam in den Nordatlantik fließen.

Wie ich später feststellte, habe ich nach wenigen Metern gleich einen Fotospot verpasst. Der Fluss fließt dort nämlich durch einen kleinen Canyon, über den eine Fußgängerbrücke führt. Aber so geht es mir in Island ständig. Es ist fast unmöglich, alles zu sehen, ständig verpasst man etwas. Darum muss ich auch immer wieder hin!

Nach knapp 10 Kilometern biegt die Straße 925 scharf nach rechts ab. An dieser Stelle befindet sich eine kleine Torfkirche, die Geirsstaðakirkja. Diese ist ein neu errichtetes Gebäude an einem historisch bedeutsamen Ort, der wahrscheinlich auf die frühen Tage des Christentums in Island um das Jahr 1000 n.Chr. zurückgeht. Dank archäologischer Forschungen weiß man, dass es neben der Kirche auch ein sogenanntes Langhaus und einen Friedhof gab.

Gleich neben der Kirche gab es eine merkwürdige Einrichtung zu sehen. Ich vermute, dass man in dem Gatter Schafe zusammengetrieben hat, die dann über die Rampe auf Wagen verladen worden sind. Vielleicht weiß jemand etwas genaueres darüber?

Nur sieben Kilometer weiter, und wieder gab es eine kleine Kirche im Nirgendwo. Die Kirkjubæjarkirkja ist eine 1851 erbaute schwarze Holzkirche. Das Altarbild in der Kirche stammt aus dem Jahr 1894 und zeigt Jesus und Maria Magdalena vor dem Grabe Christi.

Seit 1990 steht die Kirche unter Denkmalschutz. Anlässlich ihres 150-jährigen Bestehens wurde die Kirche, die zu den ältesten Kirchen Islands gehört, 2001 renoviert.

Nach einem kurzen Stück bog ich dann nach links in die Straße 944 ab, ebenfalls eine Schotterpiste. Dieser folgte ich entlang des Flusses Lagarfljót in Richtung Nordosten.

Gleich am Beginn überquerte ich den Lagarfljót und kam dann am Wasser­kraftwerk Lagarfossvirkjun vorbei. Das Kraftwerk erzeugt eine Leistung von reichlich 27 Megawatt.

Bei besserer Vorbereitung und Kenntnis hätte ich hier auch noch den Wasserfall Lagarfoss besichtigen können.

Nach einigen Kilometern auf der Schotterpiste 944 biegt diese nach Osten ab, um dann auf die von Egilsstaðir kommende Straße 94 zu treffen. Dieser Straße folgte ich dann bis zu meinem letzten Tagesziel, den Papageitauchern in Bakkagerði, bzw. korrekterweise in Borgarfjarðarhöfn, welches noch fünf Kilometer hinter Bakkagerði liegt.

Die Straße 94 verläuft zunächst in der Ebene, um dann mit starken Steigungen und Haarnadelkurven den über 400 Meter hohen Pass Vatnsskarð zu überqueren. Leider bekam ich von diesem Teilstück nicht viel zu sehen, denn es herrschte dichter Nebel. Erst bei Erreichen der Meereshöhe wurde es wieder besser.

Die erste Straße über den Pass wurde erst im Jahr 1954 gebaut und löste somit die alte Pferdestrecke ab. Erst seit 2022 ist die Straße hier lückenlos asphaltiert.

gesellige Papageitaucher

Einer der besten, wenn nicht sogar der beste Platz zur Beobachtung von Papageitauchern in Island befindet sich im Borgarfjörður eystri, einem Fjord im Nordosten Islands. Genauer gesagt im kleinen Ort Bakkagerði bzw. dem etwa fünf Kilometer nordöstlich gelegenen Hafen des Ortes namens Borgarfjarðarhöfn oder Höfn Borgarfirði Eystri.

Ich passierte also den Ort und kam schließlich an einem Parkplatz an. Hier waren umfangreiche Bauarbeiten im Gange und vermutlich wird der Parkplatz demnächst auch kostenpflichtig werden. Unterhalb des Parkplatzen befindet sich das Hafnarhús mit Cafe und sanitären Einrichtungen. Gegenüber des Hafens sieht man schon die Halbinsel Hafnarhólmi, die Heimat der Papageitaucher.

Hier kann man die Vögel hautnah erleben. Und das ist fast wörtlich zu nehmen. Die Vögel sitzen zum Teil direkt neben den hier errichteten Holztreppen und -plateaus und zeigen keinerlei Scheu von den Menschenmassen, die hier täglich vorbeikommen. Oben gibt es auch Beobachtungshütten, die bei schlechtem Wetter von Vorteil sind.

Der gesamte Hügel ist durchzogen von den Bruthöhlen, die die Papageitaucher hier gegraben haben. Und blickt man aufs Meer hinab, sieht man auch hier hunderte der Vögel schwimmen.

Ich hielt mich hier trotz bereits zahlreicher Fotos längere Zeit auf, denn ich wollte unbedingt auch einen Papageitaucher mit dem typischen Schnabel voller gefangener Sandaale erwischen. Das war gar nicht so einfach, denn die Vögel stürzten sich mit ihrer Beute fast direkt in ihre Bruthöhlen hinein. Aber letztlich wurde meine Ausdauer doch belohnt.

Dann setzte wieder etwas stärkerer Regen ein und ich machte mich mit hunderten von Fotos auf den Rückweg.

Ich machte einen kurzen Stopp direkt an der Küste in der Bucht Njarðvík. Man kommt dort in der Njarðvíkurskriður genannten Gegend an dem Holzkreuz Naddakross vorbei. Das Gebiet mit den steil zum Meer abfallenden Berghängen war früher extrem schwer passierbar.

Das Kreuz wird seit 1306 immer wieder neu errichtet und soll der Sage nach die Reisenden vor dem Ungeheuer Naddi, das halb Menschen- und halb Tiergestalt hat, auf diesem gefährlichen Weg direkt an der Küste schützen. 

Das Kreuz trägt die lateinische Inschrift ‚Effigiem Christi qui transis promus honora‘ (der, der du vorbeischreitest, ehre das Bild Christi).

Es gibt mehrere Versionen der Sage von Naddi. Der Legende nach war zur früherer Zeit der Weg entlang des Njarðvíkurskriður fast unpassierbar, weil in einer Schlucht namens Naddagil ein Monster lebte, das den Unterkörper eines Menschen und den Oberkörper eines Tieres hatte. Dieses Monster lauerte Reisenden auf, besonders nach Einbruch der Dunkelheit, griff sie an und tötete viele von ihnen. Schließlich gelang es einem tapferen Bauern aus Borgarfjörður eystri, das Monster zu überwältigen und ins Meer zu stoßen. An dieser Stelle wurde das Kreuz errichtet, das noch heute dort steht.

Die Passstraße lag in noch dichterem Nebel als auf dem Hinweg. Die Sichtweite lag zum Teil bei wohl zehn Metern. Und die Krönung – vor mir fährt ein graues Auto, im grauen Nebel, völlig ohne Licht! Dummheit kennt keine Grenzen.

Mein letzter kurzer Stopp war dann auf halbem Weg nach Egilsstaðir an der Straße 94. Hier findet man eine sehr originelle Raststätte. Eine mit Coke Sjálfsali (Cola-Automat) beschriftete Bude, dazu Sitzgelegenheiten, Müllentsorgung und Stromversorgung über kleine Windräder und Solarzellen (eins von beiden liefert immer Energie). Im Inneren der Bude findet man Selbstbedienungsautomaten und einen Bereich mit Gästebuch und einer Pinwand, wo sich Besucher verewigen können.

Mittwoch, 25. Juni 2025

Aufstieg und Schlemmerei

  • Wetter

    Temperatur 8 - 10°C ● bewölkt, später leichter Regen ● schwacher Wind

  • Wegstrecke

    Auto: 117 km / zu Fuß: 8 km

Da für den Tag kaum Regen angekündigt war, hatte ich mir den Aufstieg zum Hengifoss aufgehoben. Ich hatte schließlich keine Lust, nach einer Stunde Wanderung nass zu werden.

So fuhr ich am Morgen am See entlang die Straßen 931 und 933 bis zum Hengifoss.

Direkt an der Straße 933, kurz hinter der Brücke über den Lagarfljót, gibt es einen großen, gebührenpflichtigen Parkplatz und ein kleines Besucherzentrum. Dies war übrigens der einzige Parkplatz auf meiner Reise 2025, den man nicht mit der Parka-App bezahlen konnte.

Direkt neben dem Parkplatz fließt der Fluss Stekkalækur (auch Hengifossá), von den Wasser­fällen kommend, in den See Lagarfljót. Es gibt von hier zwei Wege nach oben zum Hengifoss, einen westlich und einen östlich des Flusses verlaufend, was ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wusste. Der östliche Weg existiert nämlich auf vielen Karten nicht.

So nahm ich den direkt am Parkplatz mit einer Treppe beginnenden westlichen Weg. Dieser ist im Vergleich schmaler, direkter und somit auch steiler. Meist läuft man auf Schotter bzw. Geröll. Ab und an findet man einen Aussichtspunkt mit einer Bank.

Der östliche Weg, den ich für den Abstieg nutze, ist dagegen etwas breiter und hat mehr Kurven, so dass die Steigung etwas moderater ist.

Man hat allerdings vom westlichen Weg meist einen besseren Blick in die Schlucht des Stekkalækur, vor allem kann man nur von hier den auf halbem Weg liegenden Litlanesfoss in voller Pracht genießen.

Etwa 900 Meter unterhalb des Hengifoss treffen die beiden Wege an einer über den Fluss führenden Brücke aufeinander, danach geht es nur noch auf der westlichen Seite weiter.

Der gesamte (westliche) Weg ist 2.700 Meter lang und überwindet dabei knapp 350 Höhenmeter. Je nach Kondition und etwaigen Fotopausen wird man dabei etwa 45-90 Minuten benötigen.

nach oben…

So machte ich mich an den Aufstieg. Ich lief gemütlich, machte viele Fotostopps und saugte die Eindrücke der grandiosen Landschaft auf. Viele Touristen rannten halb an mir vorbei, dem Blick auf den holprigen Pfad gerichtet, offenbar unter dem Druck ihren engen Zeitplans.

Nach etwa anderthalb Kilometern kommt man an einen größeren Wasserfall, den Litlanesfoss. Er ist 45 Meter hoch und beeindruckt durch die umgebenden Basaltsäulen und ihren teils senkrecht geordneten, teil wirren Verläufen. 

Oberhalb des Litlanesfoss wird der Anstieg etwas moderater, man befindet sich auf einer Art Hochebene. Schließlich erreicht man die kleine Brücke, über die der östliche Weg mit dem westlichen Weg zusammentrifft. Von hier hat man bereits einen guten Blick auf den Hengifoss, auch wenn dieser noch fast 1.000 Meter entfernt ist.

oben…

Von hier aus kann man dann fast ohne Steigung weiter in die Schlucht hineinlaufen, an deren Ende der Hengifoss herabstürzt. Die Bergflanken bestehen hier auf beiden Seiten wieder aus teils bizarr geformten Gesteinsformationen

Der Weg Richtung Wasserfall ist hier zum Teil mit Holzbohlen ausgelegt. Er endet schließlich etwa 500 Meter vor dem Wasserfall. Von hier auf kann man sich nur noch auf eigene Gefahr und auf ungesichertem Untergrund dem Wasserfall nähern.

Der Hengifoss ist mit 118 Metern Höhe der vierhöchste Wasserfall in Island, nach dem Morsárfoss, dem Glymur und dem Háifoss. Der Hengifoss ist vor allem für seine Schichten aus rotem Tongestein bekannt, die zwischen Basaltschichten eingebettet sind. Diese Basaltschichten sind über 5 Millionen Jahre alt. Die roten Bänder sind Sedimentschichten, in denen die rote Farbe durch die Oxidation von Eisen in der Tonschicht entstand.

unglaublich

This is Iceland!

Ganz am Ende des Weges liegen ein paar große Felsbrocken auf dem Bohlenweg und haben ihn zum Teil zerstört. Diese Steine waren 2021 zusammen mit weiteren hier liegenden Brocken vom Berghang in die Schlucht hinab gestürzt.

In unseren Breiten wäre wohl das Gebiet sofort weiträumig abgesperrt worden und man niemanden auch nur in die Nähe gelassen.

Nicht so in Island. Hier wird eine Tafel an einem der Stein angebracht, auf der in Isländisch und Englisch daran erinnert wird, dass sich die Natur in ständiger Veränderung befindet.

Reise 2025

nach unten…

Nach einer Weile machte ich mich wieder auf den Weg nach unten. Ich ging über die Brücke und nahm den östlichen Weg. Auch hier bieten sich zahlreiche Blicke in die Schlucht, nur der Litlanesfoss bleibt von dieser Seite her verborgen.

Unten angekommen, lief ich direkt dem Hengifoss Food Truck in die Arme. Ich hatte bei YouTube einmal gesehen, dass dieser sogar einer deutschen Auswanderin gehört. Ich beschloss spontan, mich hier zu stärken. Meine Wahl fiel auf die Lammfleischsuppe. Zu dieser gibt es noch selbstgebackenes Brot und Butter.

Über eine kleine Brücke ging es wieder zum Parkplatz und ich setzte meine Tour fort. Ich hatte um 15:00 Uhr noch einen Termin (dazu später) und es war noch reichlich Zeit bis dahin. So fuhr ich über die Straße 933 weiter in das Tal Fljótsdalur hinein, um nach Interessantem zu schauen. Die Straße ging dann in die Straße 9340 über, da die Straße 933 in einem Bogen auf der anderen Talseite wieder zurück verläuft.

Talfahrt

Nach einigen Kilometern tauchte rechts eine Kirche auf. Und da ich die kleinen isländischen Kirchen so liebe, legte ich natürlich einen Fotostopp ein. Es handelt sich um die Valþjófsstaðakirkja. Die dort früher stehende originale Stabkirche wurde 1966 durch einen Neubau ersetzt. Die alte Tür findet sich heute im Nationalmuseum. Der moderne Nachbau ist aber ebenfalls sehenswert.

Nur wenige hundert Meter weiter gab es wieder etwas zu sehen. Man biegt nach links zu einem kleinen Parkplatz ab, der am Ufer eines Kanals liegt. Und in diesem Kanal befindet sich ein Kunstwerk – Eilífðardraumurinn / Endless Dream / der ewige Traum. Das 2008 von Óláfur Þórðarson geschaffene Werk stellt ein Schiff dar.

A boat loaded with cargo of goods and expectations in an endless sailing into the future
Ein Boot, beladen mit Gütern und Erwartungen auf einer endlosen Fahrt in die Zukunft

Neben dem Kunstwerk erregte auch der Kanal selbst mein Interesse. Dieser kam nämlich aus einem Tunnel in einem Berg! Eine Informationstafel und spätere Recherchen brachten dann folgendes Ergebnis:

Der Kanal ist der Abfluss des Wasserkraftwerks Fljótsdalsstöð, welches sich in einem Kilometer Entfernung am Fuße der Bergkette befindet. Fljótsdalsstöð ist das größte Kraftwerk des staatlichen Energiekonzerns Landsvirkjun. Es hat eine Leistung von 690 Megawatt und eine jährliche Stromproduktionskapazität von 5.150 Gigawattstunden. Das Kraftwerk befindet sich unterirdisch im Berg Valþjófsstaðafjall und ist über einen 1.000 Meter langen Zugangstunnel erreichbar.

Aber noch interessanter und beeindruckender ist, wo das Wasser herkommt – vom fast 40 Kilometer entfernten Kárahnjúkar-Staudamm.

Vom Reservoir des Kraftwerks, dem 63 km² großen Stausee Hálslón, fließt das Wasser durch fast 40 Kilometer lange Zulauftunnel zum Kraftwerk und erreicht dabei eine Gesamtfallhöhe von über 600 Metern. Zwei Drittel davon entfallen auf die 420 Meter hohen, fast senkrechten Falltunnel zum Kraftwerk hinab.

Im Kraftwerk treibt das Wasser sechs Turbinen an und fließt dann durch den Entwässerungstunnel und den Kanal in den Fluss Jökulsá im Fljótsdalur.

Kárahnjúkar gilt als das größte Bauprojekt in der isländischen Geschichte. Die Vorbereitungen begannen 1999, der Bau startete 2002 und das Kraftwerk wurde schließlich am 30. November 2007 offiziell in Betrieb genommen. 

Die Stauseen des Kraftwerks bestehen aus fünf über fünf Kilometer langen Dämmen. Der Kárahnjúkar-Damm am oberen Ende der Hafrahvammagljúfur (Dimmugljúfur)-Schlucht ist mit 198 Metern der höchste Felsdamm Europas mit einer Betonkappe und einer der größten seiner Art weltweit.

Das Kraftwerk versorgt die Alcoa-Aluminiumhütte in Reyðarfjörður mit Strom.

Der Stausee Hálslón füllt sich im Spätsommer meist komplett. Das Wasser wird dann durch einen Überlauf bis zum Rand der Schlucht geleitet und stürzt von dort in einem fast 100 Meter hohen Wasserfall in den Hafrahvammagljúfur. Dieser Wasserfall kann dann mehr Wasser führen als der Dettifoss!

Ich fuhr dann weiter ins Tal. Die Bergketten an beiden Seiten rückten enger zusammen, die Schotterstraße wurde immer schlechter. Aber die Landschaft, mit zahlreichen die Berghänge herabstürzenden Wasserläufen, wurde immer grandioser.

Meine Tour endete schließlich am Wilderness Center (Óbyggðasetur Íslands). Dies ist ein kleines Touristikcenter mit Übernachtungsmöglichkeiten, einem Restaurant und es werden viele Touren und Aktivitäten angeboten. Bei meinem Besuch allerdings sah es völlig verlassen aus und es war bis auf ein paar Jugendliche, die im Pool plantschten, niemand zu sehen.

Kuchenorgie

Doch so langsam rückte nun mein Termin um 15:00 Uhr näher. Ich nahm für den Rückweg die auf der anderen Flussseite gelegene Straße 934. Diese war in einem wesentlich besseren Zustand als die Straße 9340 und nach einigen Kilometern Fahrt dann auch asphaltiert.

Dann war ich am Ziel, nämlich wieder in Skriðuklaustur. Denn zwei Tage zuvor hatte eine Tafel am Klausturkaffi meine Aufmerksamkeit erregt. Darauf stand: „täglich 15 bis 17 Uhr all-you-can-eat Kuchenbuffet“.

Ich war der erste Gast, aber bald füllte sich das Cafe. Der Spaß kostete 3.500 ISK, also knapp 25 Euro. Aber das Gebotene war unglaublich (der Tisch war auf dem Foto noch nicht komplett bestückt):

    • neun verschiedene Torten bzw. Kuchen
    • verschiedenes Kleingebäck
    • verschiedenes selbstgebackenes Brot
    • drei Salate
    • Obst

Ich wähnte mich im Schlaraffenland. Da man sich selbst von den Torten abschneiden konnte, testete ich fast alle sowie etwas von dem Kleingebäck. Es gab ja auch unbegrenzt Kaffee zum Runterspülen. Und es war extrem lecker! Ich bin ja eigentlich gar nicht der große Kuchenfan. Aber besonders der Schoko-Mandel-Kuchen (in der Mitte vor dem Obst) war unglaublich lecker, ebenso der Blaubeerkuchen. Und auch die Skyrtorte, die isländische Art des Cheesecake.

Ich hätte auch gern noch die Salate und das Brot probiert, aber es gab im Magen keine Lücke mehr dafür. Die Küchenchefin kam immer wieder mal vorbei und fragte mich, welcher der Kuchen nun der Beste sei. Meine Favoriten habe ich oben ja bereits benannt.

Nach so viel Schlemmerei fuhr ich dann nach zwei Stunden wieder zum Quartier. Und ich brauchte nur noch ein sehr kleines Abendbrot.

Donnerstag, 26. Juni 2025

Nacharbeit

  • Wetter

    Temperatur 10 - 14°C ● bewölkt, z.T. Regenschauer ● mäßiger Wind

  • Wegstrecke

    Auto: 160 km / zu Fuß: 2 km

Reise 2025

Als ich am Morgen die Vorhänge beiseite schob, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen. Das Wetter präsentierte sich von seiner schönsten Seite. Mit den Wetterberichten für diesen Tag hatte das aber rein gar nichts zu tun.

Vermutlich wollte man mich nur irgendwo hin locken, um dann den Himmel über mir auszuschütten! Aber nicht mit mir! Ich wollte ja keine Runde ums sonnige Haus machen, sondern irgendwo hinfahren.

Ich wollte meinen letzten Reisetag in diesem Gebiet aber auch halbwegs entspannt verbringen, Für den nächsten Tag stand schließlich ein langer Fahrtag auf dem Plan, meine Reise 2025 näherte sich ja langsam dem Ende.

Planspiele

Was tun? Ich hatte fast alle geplanten Ziele für dieses Jahr abgearbeitet. Nicht erledigt hatte ich:

  • Kárahnjúkar
    Ich hätte mir gern den riesigen Staudamm bzw. Stausee angeschaut. Das wäre auch bei nicht so schönem Wetter möglich. Allerdings hätte ich unterwegs gern einen Stopp in Laugarfell gemacht. um zu dem Wasserfällen Faxi und Kirkjufoss zu wandern. Dazu war mir das Wetter aber zu unbeständig.
    Auch hätte ich dann gern Foto von der Umgebung gemacht, z.B. vom Snæfell (Eyjabakkajökull). Aber wegen des Nebels bzw. der tiefhängenden Wolken hätte ich den Berg nicht zu Gesicht bekommen.
  • Öxi
    Ich wollte eigentlich auch einmal über den Öxi-Pass fahren. Es sollte eine Runde über die Straßen 939/1/95 oder andersherum werden. An der Strecke liegt u.a. der Folaldafoss. Und es hätte schöne Ausblicke hinab in die Fjorde gegeben. Leider war für dort aber Dauerregen angesagt.
  • Vopnafjörður/Hellisheidi
    Auch eine Fahrt über die Passstraße 917 scheiterte an der zu erwartenden mangelnden Aussicht. Auf der Tour wären auch noch der Wasserfall Gljúfursárfoss, der historische Hof Bustarfell (Minjasafnið á Bustarfelli) und die Hofskirkja í Vopnarfirði mögliche Ziele gewesen.

So entschloss ich mich, nochmals zu den Papageitauchern nach Hafnarhólmi zu fahren. Ich hatte zwei Tage zuvor wegen des einsetzenden Regens abgebrochen, keine Aufnahmen mit dem Teleobjektiv gemacht und aufgrund des Nebels absolut nichts von der Passüberquerung des Vatnsskarð gesehen.

Bei den Papageitauchern war das Wetterrisiko natürlich sehr klein, das Hafnarhús Café als möglicher Unterschlupf liegt ja nur 100 Meter entfernt.

Puffins, die Zweite…

Diesmal fuhr ich direkt über die Straße 94. Am Vatnsskarð war die Sicht diesmal besser, aber für vernünftige Fotos reichte es leider wieder nicht. Aber dafür war ich bei den Papageitauchern erfolgreich.

im Reich der Elfenkönigin

Ich machte mich langsam wieder auf den Rückweg, legte aber nach fünf Kilometern in Bakkagerði gleich einen Stopp ein. Wie bereits erwähnt liegt der Ort im Borgarfjörður eystri. Deshalb nennt man den Ort oft auch Borgarfjörður. Der kleine Ort hat nur etwa 100 Einwohner.

Aber der Ort ist für etwas sehr Spezielles bekannt. Am östlichen Ende gibt es direkt neben dem Campingplatz einen felsigen Hügel. Und bei diesem handelt es sich um den Álfaborg, den Elfenfelsen. Und darin soll, der Sage nach, die Elfenkönigin Borghildur residieren.

Bakkagerði verfügt auch über eine kleine Kirche, auf deren Altarbild Jesus bei der Bergpredigt zu sehen ist. Dieses Bild wurde von einem der bedeutendsten isländischen Maler geschaffen, Jóhannes Sveinsson Kjarval. Sein Porträt und eines seiner Bilder befinden übrigens auf der 2000-Kronen-Banknote.

Diesem Künstler sollte ich einige Kilometer weiter erneut begegnen…

Nach dem Verlassen von Bakkagerði wurde ich dann mit einer interessanten autofahrerischen Aufgabe konfrontiert:

Überholen einer aus etwa 25 Reitern bestehenden Kolonne auf einer schmalen, kurvenreichen Straße bei ständigem Gegenverkehr

Nachdem ich zunächst ein ganzes Stück hinter den Pferden her tuckerte (es kam auch einfach keine Linkskurve für eine vernünftige Sicht nach vorn), gab es dann schließlich die Lösung:

Die letzte Reiterin ritt etwas seitlich, hatte so einen Blick nach vorn in die kommende Kurve und signalisierte mir schließlich, dass ich überholen könne.

Bei der Weiterfahrt ergab sich am Aussichtspunkt Njarðvíkurskriður die Gelegenheit für ein schönes Panorama. Vom Pass danach war wetterbedingt leider wieder nichts weiter zu sehen.

Künstlerresidenz

Ein kleines Ziel hatte ich noch auf der Karte entdeckt. Kjarvalshvammur ist eine kleine Hütte, direkt an der Straße 94 zwischen Egilsstaðir und Borgarfjörður eystri gelegen. Sie diente dem isländischen Maler Jóhannes Sveinsson Kjarval als Sommerresidenz, der hier nach Inspiration suchte.

Es gibt auch einen Bootsschuppen und eine Tafel informiert über das Leben und das Werk des Künstlers. Der Rückzugsort wurde ihm 1950 vom hier ansässigen Bauern zur Verfügung gestellt. Zuvor hatte Kjarval hier im Zelt gewohnt. In den folgenden Jahren schuf Kjarval hier viele seiner berühmtesten Werke.

Zurück in Egilsstaðir erinnerte ich mich, dass ich nun schon über eine Woche in Island war, aber viel zu wenig Fisch gegessen hatte. Ich befragte Google und entschied mich gegen ein Restaurant. Es gab in Egilsstaðir nämlich einen Laden namens Kjot&fiskur (Fleisch und Fisch). Es gab eigentlich nur fish&chips. Aber dieser Fisch war mit ziemlicher Sicherheit der frischeste meines Lebens. Es war wohl der Fang der letzten Nacht, die Stücke wurden vor meinen Augen aus der Fischhälfte geschnitten, paniert und frittiert.

Danach ging es schnurstracks ins Quartier, Beine hoch und den leckeren Fisch genießen. Den Rest des Tages verbrachte ich mit Lesen (Reisebroschüren) und Faulenzen.

Um auf die Wetterkapriole vom Morgen zurückzukommen: es schüttete die ganze Zeit wie aus Kannen. Letztlich hatte also doch der Wetterbericht gewonnen.

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