Reise 2019

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Donnerstag, 22. August 2019
raue See und versteckte Wasserfälle

Freitag, 23. August 2019
am Rande des Kraters

Donnerstag, 22. August 2019

raue See und versteckte Wasserfälle

  • Wetter

    Temperatur 11 - 13°C ● bewölkt bis bedeckt, zum Teil Regen ● mäßiger Wind

Für diesen Tag stand die längste Tagestour meiner Reise 2019 auf dem Plan. Ich wollte noch einmal bis Vík í Mýrdal fahren (ca. 140 km) und unterwegs inte­res­­sante Sehenswürdigkeiten besuchen. Also machte ich mich gleich nach dem Frühstück auf den Weg. Als erstes suchte ich jedoch direkt am Hotel liegende N1-Tankstelle auf (Benzin: 234,9 ISK/Liter, ca. 1,74 €; Beleg). Nach der Fahrt über Sellfoss, Hella und Hvolsvöllur gelangte ich dann in das Gebiet des Eyjafjallajökull, wo die Landschaft gleich noch spektakulärer wurde.

Panorama nahe Hvolsvöllur ● ©2019
Während die Fahrt bisher durch eine riesige Ebene geführt hatte, begleiteten nun auf der linken Seite Bergketten und Gletscher die Fahrt, auf der rechten Seite war der Atlantik nur wenige Kilometer entfernt. Im vorigen Panoramabild kann man rechts die Felsspitzen von Vestmannaeyjar, den West­männer­inseln, erkennen. Diese liegen nur reichlich 10 Kilometer vor der Küste und werden regelmäßig von einer Autofähre angefahren. Ein Besuch der Inseln stand eigentlich auch auf meinem Plan, doch ich musste feststellen, dass man rechtzeitig buchen muss, um noch einen Platz zu ergattern. Und dabei wollte ich das Auto gar nicht mitnehmen, sondern die Hauptinsel Heimaey in ein paar Stunden zu Fuß erkunden. Beim nächsten mal bin ich klüger!

Vík í Mýrdal

Nach insgesamt reichlich zwei Stunden Fahrt, bedingt auch durch eine längere Straßenbaustelle, erreichte ich dann Vík í Mýrdal. Hier fuhr ich sofort hinauf zur Kirche Víkurkirkja, um von dort aus ein paar Fotos zu schießen. Wegen einsetzenden Regens suchte ich dann das seit 2016 neu entstandene riesige Einkaufs- und Touristenzentrum auf, um dort ein bisschen zu stöbern und die ersten Mitbringsel zu erwerben.

Als sich das Wetter etwas gebessert hatte, begab ich mich noch zum Strand von Vík í Mýrdal. Diese Seite des schwarzen Strandes östlich des Reynisfjall ist zwar nicht ganz so spektakulär wie das gegenüber liegende Reynisfjara, aber dafür wesentlich ruhiger und auch von hier bietet sich ein herrlicher Blick zu den Felsnadeln von Reynisdrangar.

Reynisfjara

Mein nächstes Ziel war der schwarze Strand von Reynisfjara. Hier war ich auch 2016 bereits gewesen. Ich wollte aber unbedingt noch mehr Fotos machen und mehr von dem Strand erkunden. Inzwischen hatte wieder stärkerer Regen eingesetzt. Dies verlieh dem Ort einen mystischeren Eindruck und hielt weder mich noch viele Andere von einem Besuch ab.

Man sollte diesen Ort aber nicht unterschätzen, Reynisfjara ist einer der gefährlichsten Orte in Island. Die Gefahr kommt hier in Form von sogenannten Sneaker-Waves aus dem Ozean. Diese plötzlich auftretenden deutlich größeren und stärkeren Wellen entstehen urplötzlich im normalen Wellengang und haben schon oft Unvorsichtige mit- und leider auch in den Tod gerissen. Deshalb wird hier auch sehr deutlich vor der Gefahr gewarnt.

Bei meinen Foto konzentrierte ich mich auf die teilweise sehr bizarren Felsformationen und -strukturen, die in allen möglichen Abwandlungen vorkamen.

 
Später habe ich feststellen müssen, das genau zwei Tage zuvor am östlichsten Ende des Strandes – direkt in der Nähe der Felsnadeln – ein großer Erdrutsch abgegangen war. Auf 100 Metern breite war eine Gerölllawine etwa 50 Meter in die Tiefe gerutscht. Die größten Brocken hatten drei Meter Durchmesser! Ich habe den Gesteinshaufen zwar gesehen, aber gedacht, das muss so sein. Inzwischen ist dieser Teil des Strandes aus Sicherheits­gründen komplett gesperrt.

Skógafoss

Anschließend begab ich mich wieder in Richtung Hveragerði, aber nicht ohne an verschiedenen Zwischenstationen zu stoppen. Die nächste dieser Stationen war der Skógafoss. Auch hier war ich bereits 2016 gewesen. Ich wollte aber unbedingt eine Langzeitbelichtung des Wasserfalles machen. Dies hatte ich auch damals schon vorgehabt, mich aber zu dumm angestellt, so dass das Ergebnis nicht zu gebrauchen war. Aber diesmal sollte es klappen…

Skógafoss
... und es hat geklappt!

Das vorige Bild ist übrigens eines der wenigen, bei denen ich Photoshop verwendet habe. Die herumlaufenden und durch die Langzeitbelichtung unscharfen Touristen waren aber einfach zu störend.

Auch das nächste Ziel war wieder ein Wasserfall. Aber nicht der von Touristen überschwemmte Seljalandsfoss (den ich bereits 2016 erkundet hatte), sondern wenige hundert Meter daneben der Gljúfrabúi oder Gljúfurárfoss. Hier waren keine zehn Leute anwesend.

Gljúfrabúi

Von dem 40 Meter hohen Wasserfall ist nur die Fallkante und der obere Bereich zu sehen, der Rest befindet sich in einer engen Schlucht. Diese ist durch einen schmalen Spalt begehbar. Allerdings muss man dazu mitten im eiskalten Flussbett auf glitschigen und wackeligen Steinen an der ebenso glitschigen Felswand entlang laufen, eingenebelt von der Gischt des Wasserfalls. Das wollte ich mir und vor allem der Kamera nicht zumuten und ich drehte nach ein paar Metern um.

Prinzipiell gäbe es eine sehr einfache Lösung für das Problem: Gummistiefel! Der Fluss ist nur ca. 10-15 Zentimeter tief (zumindest Ende August), somit könnte man im Flussbett problemlos durch den Spalt laufen.

Anschließend machte ich mich weiter auf den Rückweg zum Hotel.

Freitag, 23. August 2019

am Rande des Kraters

  • Wetter

    Temperatur 12 - 14°C ● bewölkt, nur am Morgen Regen ● mäßiger Wind

Für diesen Tag war kein schönes Wetter vorhergesagt. Am Morgen sah alles sehr grau und nach Regen aus, dies sollte den Vorhersagen nach auch so bleiben. Ich kaufte mir deshalb online für den Nachmittag ein Ticket für das LAVA Center Hvolsvöllur. Bis dahin hatte ich aber noch viel Zeit übrig.

Sunnumörk

Zunächst machte ich einen Abstecher zum dem Hotel fast gegenüber liegenden Einkaufszentrum Sunnumörk. Es beherbergt neben einem Bónus-Supermarkt eine Tourismusinformation mit Postamt, eine Bäckerei mit Café und weitere kleine Geschäfte. Besonders interessant ist aber die Erdbebenausstellung.

Am 29. Mai 2008 erschütterte ein Erdbeben mit einer Stärke von 6,3 auf der Richterskala die Südküste Islands. Das Epizentrum des Bebens lag nur etwa zwei Kilometer südöstlich von Hveragerði.

Die Erdbebenausstellung zeigt Material zu diesem Erdbeben. Auf Schautafeln werden Berichte von Anwohnern und anderen Betroffenen sowie zahlreiche Fotos von den Folgen des Bebens gezeigt. Ein Bildschirm zeigt Aufzeichnungen von der Kameraüberwachung im Einkaufszentrum Sunnumörk und der gegenüberliegenden N1-Tankstelle.
Ein Erdbebenriss ist auf dem Museumsboden erkennbar und für die Besucher beleuchtet. Da das Beben durch die Bewegungen der europäischen und nordamerikanischen Kontinentalplatten hervorgerufen wurde, stellt nach isländischem Selbstverständnis der Riss die Grenze zwischen Europa und Nordamerika dar. Der Riss selbst wurde aber bereits beim Bau des Einkaufszentrums entdeckt und dort belassen; in Deutschland schlicht unvorstellbar!

4/5

Das Einkaufszentrum Sunnumörk – Slogan: ‚Einkaufen zwischen zwei Kontinenten‘ – bietet mit der Erdbebenausstellung ein kleines Highlight. Man findet zahlreiche Informationen zum Erdbeben von 2008.
Dauer: ca. 30 min (für die Erdbebenausstellung)
Preis: kostenlos, Erdbebensimulator kostenpflichtig

Nachdem ich noch etwas in der Tourismusinformation gestöbert hatte, verließ ich das Einkaufszentrum und fand bestes Wetter vor! Alle schlechten Prognosen waren wie weggeblasen. Und das blieb den ganzen Tag so! Eben typisch Island.

Kerið

Schlagartig bestens gelaunt machte ich mich so auf den Weg zum Krater Kerið. Kerið ist ein Kratersee in der zum Grímsnes-Vulkanfeld gehörenden Kraterreihe Tjarnarhólar und liegt direkt an der Strasse 35 etwa 15 km nördlich von Sellfoss.

Der Krater ist 55 Meter tief, die obere Runde um den Krater ist ca. 800 Meter lang. Von der Kraterkante hat man auch einen hervorragenden Ausblick in die umliegende Landschaft.

4.5/5

Der Krater Kerið lohnt auf jeden Fall einen Besuch. Man kann den Kratersee oben auf der Kraterkante oder unten direkt am Wasser umrunden. Problematisch sind der zu kleine Parkplatz mit daraus resultierenden Wartezeiten und fehlende Toiletten.
Dauer: ca. 60-120 min
Preis: 400 ISK / knapp 3 Euro

Lava-Centre Hvolsvöllur

Nach einem Zwischenstopp in Sellfoss (P…-Pause) und einem kleinen Imbiss – Kaffee und ein Croissant für 790 ISK (Quittung) – in der Almar Bakari machte ich mit auf den Weg nach Hvolsvöllur zum Lava-Centre.

Das Lava-Centre wurde im Jahr 2017 eröffnet. Es bietet in einer multimedialen Ausstellung Einblicke in die Entstehung Islands, seinen vulkanischen Ursprung und aktuelle Informationen zu Vulkanausbrüchen und Erdbeben.

Das Centre bietet neben der Ausstellung einen großen Shop für Souvenirs und isländische Bekleidung sowie ein Restaurant. Auf dem Dach kann man von der Besucherplattform einen weiten Blick in die Umgebung werfen.

Ich suchte als Erstes das Kino auf. Dort wurde ein ca. 20-minütiger Film über die vulkanischen Aktivitäten in Island gezeigt. Besonders interessant waren die Aufnahmen jüngeren Ursprungs, die sehr nah dran am Geschehen waren. Speziell den Klang der fließenden Lava fand ich erstaunlich, es klang für mich wie wenn eine Baggerschaufel in einen großen Container mit Glasflaschen greift und die Flaschen dabei zersplittert. Einen so hellen Klang wurde man von dieser zäh fließenden Masse eigentlich nicht erwarten.

Im Vorraum der Ausstellung werden auf mehreren Bildschirmen unter anderem aktuelle Daten vom isländischen Erdbebenzentrum gezeigt. Dort sieht man sehr anschaulich, von wie vielen kleinen Beben Island ständig heimgesucht wird.

Die eigentliche Ausstellung besteht aus mehreren multimedialen Räumen. Der Weg führt zunächst durch einen dunklen Gang, an dessen linker Seite leuchtend animiert rote Lava entlangwabert. Ein sehr beeindruckender Effekt! Innerhalb der Wand sind wie auf einer Zeitskala Tafeln mit Daten zu den Vulkanausbrüchen integriert. Im nächsten Raum sieht man ein großes Modell des nördlichen Teils der Erdkugel. Dreht man am darum laufenden Geländer, kann man selbst die erdgeschichtliche Entstehung Islands steuern, man sieht, wie sich im Laufe der Zeit aus der Mantelplume die Insel erhebt. Der nächste Raum stellt eben diese Mantelplume dar, man blickt quasi aus dem Erdinneren nach oben zur Erdoberfläche. In einem weiteren Raum werden anhand von 3D-Modellen die verschiedenen Arten von Vulkanen erläutert. Die Entstehung kann man mit dem Finger auf einen Bildschirm jeweils selbst steuern. Im letzten Raum, der komplett von Videoleinwänden ausgefüllt ist, wird ein großer Teil Islands mit seinen vielen Vulkanen dargestellt. Immer wieder bricht einer der Vulkane aus. Steht man auf gekennzeichneten Stellen auf dem Fußboden, kann man mit dem Finger auf Hotspots auf den Wänden zeigen und erhält dann detaillierte Informationen zu den jeweiligen Vulkanen und ihren Ausbrüchen.
Auch in den Verbindungsgängen zwischen den einzelnen Räumen gibt es Animationen, wie zum Beispiel einen Rüttelboden, auf dem man einen Eindruck von einen Erdbeben bekommt.

LAVA Centre Hvolsvöllur

Nach dem Besuch der Ausstellung stöberte ich noch etwas in Shop nach Souvenirs.
Anschließend suchte ich noch das kleine Café im Restaurantbereich auf. Dort genehmigte ich mir einen Kaffee und ein Stück Schokoladenkuchen (1.280 ISK / knapp 8.50 Euro; Quittung). Prinzipiell muss man sagen, dass in Island überall hervorragend gebacken wird. Man bekommt auch in jedem Café mehrere leckere Kuchen bzw. Torten.

Mein Stück bestand –  wie schön zu sehen ist – aus Schokoladenteig und noch mehr Schokolade. Schon der Teig war von Schokolade durchtränkt. Dazu kamen noch zwei Zwischenschichten Schokolade und ein kompletter Schokoladenüberzug. Vermutlich war also allein in diesem Stück der Inhalt von fast zwei Tafel Schokolade verarbeitet worden, was sich auch schon am Gewicht zeigte.

Und zusammenfassend reicht ein Wort:

LECKER

5/5

Das Lava-Centre Hvolsvöllur bietet hochinteressante Informationen zu Island, seiner Entstehung und zum Vulkanismus. Die Inhalte sind multimedial hervorragend aufbereitet. Deshalb eine klare Empfehlung!
Dauer: ca. 90-180 min (je nach Interesse)
Preis: 3.590 ISK / knapp 24 Euro (2.590 ISK in der happy hour)

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